Bright Eyes – The People’s Key

FolkPopRock, VÖ: Februar 2011

Hat man sich in den letzten Wochen mit ‚ The People’s Key ‚ ein wenig näher beschäftigt, sind einem sicherlich auch ‚ Shell Games ‚ und ‚ Haile Selassie ‚ durch die eigenen Gehörgänge geflogen. Bei uns haben diese beiden Tracks einen bleibenden Eindruck hinterlassen und die Spannung auf das Album enorm gesteigert. ‚ Shell Games ‚ glänzt mit einer besonderen Weichheit und das psychedelische ‚ Haile Selassie ‚ begeistert mit der großen Bereitschaft zum Experiment. Ebenso ‚ A Machine Spiritual ‚ umfasst diese Attribute und erweitert die Verschiebungen auf dem neuem Album um ein sehr hymnisches und peppiges Stück, das sprichwörtlich so manche Kerbe in den Türrahmen donnert. Neben Conor Oberst als Hauptfigur, sind ebenfalls die Folk-Größen Mike Mogis und Nathaniel Walcott mit von der Partie. Zusätzlich gibt es auf ‚ The People’s Key eine Reihe von Gastmusikern, wie Andy LeMaster (Now It’s Overhead), Matt Maginn (Cursive), Carla Azar (Autolux), Clark Baechle (the Faint), Shane Aspegren (the Berg Sans Nipple), Laura Burhenn (the Mynabirds) und Denny Brewer (Refried Ice Cream).

Die Namen auf der Liste sind beachtlich und dementsprechend wenig verwunderlich, der unbestreitbare Nachweis seiner Qualitäten. Conor Oberst komponiert nicht nur in hervorragender Manier, er schreibt auch Songtexte, die Tränen mit Leichtigkeit aus den Augen kullern lassen. Themen über Drogen, Liebeskummer und regelrechte Depressionen spielen ebenso eine tragende Rolle im Leben von Oberst, wie eine überraschende Unbekümmertheit. Kann in diesem Zusammenhang überhaupt die aufkeimende Sterblichkeit von Bright Eyes jemals Schaden anrichten? Nach dieser großartigen Platte darf daran wahrlich mehr als nur gezweifelt werden . ‚ The People’s Key ‚ bedient sich nicht an Elementen aus vergangener Zeit, sondern taucht in fremde Territorien ein, ergründet unberührte Schönheiten und übersieht dabei nicht das noch so kleinste Detail. Man hätte vielleicht eine elektro-basierte Arbeit von Conor Oberst erwarten können, aber wohl kaum in dieser Form. Das Ausmaß ist gewaltig, die Folgen unübersehbar: knackige Keyboards, beeindruckende Einsätze von Synthesizern und Drum-Rhythmen spiegelt die neue Welt von Bright Eyes ebenso entzückend wie bizarr auf unsere Gesichter zurück.

Die unterdrückte Düsterheit in der Seele des Mannes, die störrische Selbstbeobachtung mit dem kräftigen Schuss Pessimismus ist vorbei. Conor Oberst hat seine Haltung geändert, blickt mit Zuversicht in die Zukunft und verwischt Spuren aus der Vergangenheit. Wehmütig erklingen die letzten Zeilen, „It’s been said we’re post-everything“, in ‚ Approximate Sunlight ‚ und zugleich gelingt Oberst das Kunststück, alles zu sein und alles zu besitzen: Folk und Punk, eine erfahrene Seele und jugendliches Aussehen, Hipster und Frauenschwarm. Jason Boesel (Schlagzeuger von Rilo Kiley) meinte zudem über ‚ The People’s Key ‚: it’s the best sci-fi emo album of the last 20 years!!!” Zwar mag die Aussage ein wenig seltsam wirken, doch in Anbetracht des Albums passen Seltsamkeiten unübertroffen am Besten zwischen starke Emotionalitäten, blutende Herzen und glorreiche Hymnen. ‚ The People’s Key ‚ umarmt den Hörer mit einer offenen Seele, verschmelzt diese im Einklang zu wunderschönen Melodien und erzeugt eine Fremdheit in vorhersehbarer Weise…

8.4