FOO FIGHTERS
Medicine at Midnight

KLANGPROFIL: leichtfüßig LABEL: Roswell Records / RCA Records KLANGSTART: Februar 2021

Die FOO FIGHTERS haben ihre Karte vielleicht ein bisschen mehr für MEDICINE AT MIDNIGHT geöffnet, aber das Territorium der FOO FIGHTERS bleibt beruhigend vertraut. 

Dave Grohl bietet uns vermutlich genug Überraschungen, um uns ein Leben lang zu unterhalten. “Complacency and feeling stagnant drives bands into the ground”, sagte er vor sieben Jahren gegenüber dem Guardian. “It’s a priority that we continue to enjoy it and love it.” So wurden Alben in einer Garage („Wasting Light“) oder in verschiedenen Städten Amerikas mit lokalen Gastmusikern („Sonic Highways“) aufgenommen. „Concrete and Gold“ aus dem Jahr 2017 haben die Band mit dem Pop Titan Greg Kurstin zusammengebracht, was nicht zuletzt bedeutete, dass der Co-Autor von Adele’s „Hello“ im Juni einen Song über Dave Grohl’s Teenagerliebe für die umstrittenen industriellen Experimentatoren Whitehouse und Death In June produzierte.

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Grohl änderte die Methoden, mit denen Foo Fighters Alben aufgenommen hatten, ohne wirklich viel an der Musik selbst zu ändern, die sie enthielten: Ob in einer Garage aufgenommen, mit dem Typ, der Sia’s „Chandelier“ produzierte, oder tatsächlich mit der Preservation Hall Jazz Band von New Orleans – die Ergebnisse klangen immer fast genau so, wie die Foo Fighters eben nunmal so klingen. Man könnte daher schon vorab „Medicine at Midnight“ beschreiben – eine weitere Koproduktion von Greg Kurstin, der Grohl als von David Bowie’s „Let’s Dance“ beeinflusstes Disco Album bezeichnet hatte –  ohne es überhaupt gehört zu haben. Fairerweise gibt es eine Handvoll Momente, in denen wir fast die Umrisse dieses Plans hören können, am offensichtlichsten bei der Single „Shame Shame“ mit seinen geschlungenen Trommeln und Pizzicato-Streichern. 

An anderer Stelle haben der Titeltrack und „Chasing Birds“ definitiv einen Bowie-Stil im Gesang, es gibt ein bisschen was für die Tanzfläche in „Cloudspotter“ und es gibt Momente auf „Holding Poison“, in denen die Drums grob in Richtung Earl Young rutschen. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum von 1995 war eine kreative und fieberhafte Erkundung junger Musiker, die sich in der Rockwelt einen Namen machen wollten. Neun Alben und 25 Jahre später wird deutlich, dass die Foo Fighters aus fachmännischer Sicht alles beherrschen und auch auf „Medicine at Midnight“ genug Songs aufgenommen haben, die zwischen den großen Hits auf der Bühne nicht drastisch zurückfallen. Allein nach diesen Kriterien ist „Medicine at Midnight“ – wie der unmittelbare Vorgänger – ein solides, aber unspektakuläres Album.

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Poppiges Cover-Artwork mit roter, pinker und blauer Farbexplosion – stilisierte Lippenmotive treffen auf tanzbare Rockästhetik der Foo Fighters.

Foo Fighters – Medicine at Midnight

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„Medicine at Midnight“ will nicht wühlen, es will bewegen. Die Foo Fighters werfen das Gewicht früherer Jahre ab und servieren ein Album, das mehr tänzelt als donnert. Die Songs wirken, als hätten sie einen Schritt zur Seite gemacht – weg vom hämmernden Stadionrock, hin zu einem Sound, der Schulterzucken erlaubt, Hüftschwung einfordert. Grohl flirtet mit Groove, statt zu predigen. Man hört den Spaß, spürt die Routine, aber auch die Lust, sich neu zu verkleiden. Kein Album für schwere Tage – eher eins für späte Stunden, wenn man sich noch nicht entscheiden will, ob man heimgeht oder weitertanzt.
leichtfüßig