Mit einem leichten Knacken im Ohr und ratlosen Blicken auf Seiten des Hörers starten wir in das Debüt der kalifornischen Ty Segall. Danach beginnen die ersten verheißungsvollen Minuten der Band rund um den gleichnamigen Sänger Ty Segall. Doch ist er natürlich nicht alleine für diesen krachenden Lo-Fi Sound zuständig. Unterstützung gibt es in Form von Shayde Sartin und Emily Rose. Es ist ein durchgeknalltes Trio, das vor Energie strotzt, es aber nicht nur in ultraschnellen Rockexplosionen durch die Gegend knallt, wie auf dem tatsächlich einzigen dieser Art ‚ Oh Mary ‚, sondern auch in total sinnfreien und teils nervenaufreibenden Garage-Rock-Gewäsch, das einem genüsslich durch die Arschritze gezogen wird. Nein, es ist vielmehr der schmerzhafte Tritt in den Arsch und die alles entscheidende Stunde im Studio, denn genau so hört sich ‚ Ty Segall ‚ an. Und nach überhaupt nichts anderem. Ob man das gut finden kann, ist natürlich die andere Seite. Es ist das Produkt eines hingeschissenen Haufens der dringend raus musste. Egal wo und egal wie viele von diesem Ereigniss Zeuge wurden. Hauptsache das Ganze ist endlich in der Freiheit angekommen.
Doch ist das nicht nur negativ gemeint, vieles an dem Debüt weiß durchaus zu überzeugen. Zum Beispiel die deutlich spürbare Abwechslung mit den temporeichen Abreibungen und den Blues angehauchten Stücken wie ‚ Watching You ‚, das ein bisschen nach Jack White in seiner frühesten Urform klingt. Dann natürlich das angesprochene ‚ Oh Mary ‚ mit dem hyperaktiven Thrill und den halsbrecherischen Verzerrungen im Chor. Letztlich klingt ‚ Ty Segall ‚ wie der ungestümme Probelauf eines übermotivierten Pupertierenden, der das erste Mal in seinem Leben eine nackte Frau zu sehen bekommt. Es ist der Versuch das komplette Können in nur einer einzigen Minute unter Beweis zu stellen und die schmerzvolle Ernüchterung nach einem raschen Abspritzen. Tatsächlich machen Ty Segall, wie es im Lo-Fi-Business so üblich ist, auch nur einen kurzen Quickie. Dazwischen klimpern tonverzerrte Lead-Gitarren und spekakuläre Riffs.
Der Glanz auf dem Debüt ist relativ. Einerseits wirken manche Songs wohlüberlegt, andere feiern dagegen frenetisch Ihr erstes Mal und erwachen schlussendlich doch nur aus einer betörenden Phantasie. Der Eifer und die schiere Lust es einfach wissen zu wollen ist eine Eigenschaft die natürlich löblich ist, aber eben auch nicht alles im Leben eines Rockstars darstellt. Die eigene Musik muss fruchtbar sein, spontan und könnte ohne Energie, Spannung und Lärm nicht lange überleben. Ty Segall haben davon überall ein bisschen, aber gesamt gesehen nie genug, um damit über die Grenzen von Kalifornien hinauszustürmen. Schade, denn das Potenzial ist vorhanden, die Ideen sprudeln aus allen Löchern und zum Ende wird es mit ‚ So Alone ‚ noch einmal richtig gut. Zumindest bleibt dem Hörer nach der Verwirrung ein positives Grundgefühl, das ohne Probleme in die nächste Platte getragen werden kann. Denn soviel ist zu diesem Zeitpunkt sicher: Das zweite Werk wird nicht lange auf sich warten lassen.
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