Zwischen Groove, Protest und Glamour: Wie SAY SHE SHE auf CUT & REWIND Disco als politische Kunstform zurückerobern – ein schillerndes, kompromissloses Statement voller Energie, Eleganz und Widerstandskraft.
Say She She haben mit „Cut & Rewind“ ein Album geschaffen, das zugleich Tanzboden und Diskursraum ist. Die drei Sängerinnen – Piya Malik, Sabrina Mileo Cunningham und Nya Gazelle Brown – setzen dort an, wo ihr Vorgänger „Silver“ aufgehört hat: bei der Verbindung von Körperlichkeit, Haltung und musikalischer Präzision. Doch diesmal wird die Oberfläche rauer, der Beat dringlicher, das Spiel mit Ästhetik und Bedeutung noch bewusster geführt. Entstanden im Studio von Sergio Rios in North Hollywood, wirkt dieses Werk wie ein destillierter Moment aus Tour-Erschöpfung, weiblicher Selbstermächtigung und kollektivem Aufbruch. „We never record anything that we can’t recreate live“, erklärt Malik, was sich in jeder Note spüren lässt.
Der Titelsong eröffnet das Album wie ein Manifest. „And we grind, cut and rewind“ – ein Refrain, der Arbeit, Wiederholung und Durchhaltevermögen zu einer Hymne verdichtet. Es ist keine glatte Nostalgie, sondern eine Neuformulierung dessen, was Disco bedeuten kann: Glanz, jedoch mit Zähnen. „Disco Life“ übersetzt historische Wunden in rhythmische Energie und bezieht sich auf das berüchtigte „Disco Demolition Night“-Fiasko von 1979, das Say She She nun mit Stolz, Bassdruck und feministischer Entschlossenheit zurückerobern. Der Song pulsiert wie eine Demonstration auf dem Dancefloor, jede Zeile ein Schlag gegen Ignoranz und Vergessen. Auch „Under the Sun“ strahlt, doch das Licht blendet nicht – es erhellt.
„Power is a light source / When it comes correct“, singen sie, und die Zeile entfaltet sich wie eine politische Formel. Die Stimmen der drei Frauen verschmelzen zu einer Einheit, die gleichermaßen tröstet, provoziert und trägt. „She Who Dares“ schließlich imaginiert eine Zukunft, in der Frauenrechte unterdrückt werden, doch statt Resignation entsteht Widerstand. Dieses Zusammenspiel von Ernsthaftigkeit, Funk-Gitarren und vielstimmiger Kraft hebt das Album aus dem Retro-Kosmos heraus. Das Cover unterstreicht diesen Ansatz: Drei Frauen in geometrisch geschnittenen Blazern, zerrissene Fotofragmente, Überlagerungen aus Stoff, Haut und Schatten. Das Bild wirkt wie ein visuelles Echo der Musik – collagiert, rhythmisch, zugleich elegant und zerrüttet.
„Cut & Rewind“ ist kein nostalgisches Modefoto, sondern eine politische Stilübung in Selbstbehauptung. Say She She beweisen, dass Disco keine Flucht aus der Realität ist, sondern eine choreografierte Form des Widerstands. Zwischen Funk-Bässen, mehrstimmigen Harmonien und pointierten Texten entsteht ein Werk, das Energie in Haltung verwandelt. Ein Album, das sich mit jedem Hören weiter entfaltet: scharf, glitzernd, kompromisslos.
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