
EMILIA
EMILIA dekonstruiert das Schönheitsideal mit Funk, Fashion und feministischer Satire – PERFECTAS ist mehr als Pop, es ist ein hyperfeminines Manifest gegen die Performance der Perfektion.
Wer Emilia bislang nur als charmante Latin-Pop-Queen kannte, lernt sie mit „perfectas“ neu kennen – als Konzeptkünstlerin, die Klischees in Zuckerwatte verpackt, nur um sie genüsslich zu zerreißen. Dieses elfteilige EP-Projekt aus Argentinien ist nicht bloß ein musikalischer Wurf, sondern ein schillerndes Gesamtkunstwerk, das sich durch seine satirische Brechung von Schönheitswahn, Modefetisch und weiblicher Selbstinszenierung von gängigen Genrearbeiten absetzt. In „perfectas“ steckt nicht nur viel Funk, Glam und Glitzer – es steckt auch jede Menge Wut.
Die erste Zündung liefert „bunda 🍑“, eine explosive Reggaeton-Funk-Fusion mit Brasiliens Luísa Sonza, die den weiblichen Körper – insbesondere das berühmte Hinterteil – in eine hyperironische Bildsprache verwandelt. Es ist ein Track wie ein Zuckerrausch: süß, schillernd, aber mit bitterem Nachgeschmack. Emilia und Sonza tanzen sich durch Klischees, deren Absurdität durch cartoonartige Inszenierungen sichtbar wird.
Mit „blackout 🧊“ folgt der nächste Schlag: gemeinsam mit TINI und Nicki Nicole spielt Emilia das Spiel der heißen Nacht – doch wer genau hinhört, merkt schnell, dass diese „glühende Begehrlichkeit“ nur ein weiterer Standard ist, der uns diktiert wird. Es geht nicht um echte Lust, sondern um performative Sexyness, die auf Dauer auslaugt. Die drei Popstars machen sich zu Projektionsflächen – und entziehen sich gleichzeitig jeder Vereinnahmung.
Dasselbe Prinzip gilt für „pasarella 👠“, wo Emilia und Newcomerin Six Sex den Modewahn ins Absurde steigern. Was nach Shoppinghymne klingt, entlarvt sich als bitterer Kommentar zur kapitalistischen Verkleidungspflicht. Zwischen funkelnden Schuhen und wuchernden Einkaufstüten verlieren sie sich selbst – bis sie, erschöpft und leer, das Glitzerkorsett ablegen.
„beautiful 💄“ überzieht das Thema der oberflächlichen Attraktivität mit einem goldenen Lack. „El día que nací, nació la perfección“, singt Emilia – nicht, weil sie es glaubt, sondern weil sie weiß, wie diese Narrative funktionieren. Zwischen Schminktisch, Kamerablitz und Magazincover wird klar: Schönheit als Pflicht ist ebenso lächerlich wie gefährlich. Dass sie am Ende selbst zur Fotografin wird, deutet an, dass sie Kontrolle zurückerobert – wenn auch nur für einen Moment.
Nach weiteren Interludes folgt mit „servidora 🕶️“ ein bissiger Kommentar auf Ruhm als öffentliches Eigentum. Hier tritt Emilia in Trenchcoat und übergroßer Brille durch eine Stadt, die sie längst vereinnahmt hat. Sie ist das Spektakel, das alle erwarten – und sie weiß es. Der Clou: Sie spielt mit. Ironisch, überhöht, distanziert. Doch im Innern arbeitet es längst. Denn mit dem abschließenden Titelsong „perfectas“ zerreißt Emilia das ganze Konzept. Keine Ironie mehr, kein Make-up, keine Maske.
Nur ein leises, fast schmerzhaft ehrliches Eingeständnis: Dass der Preis für diese ständige Perfektion oft die eigene Identität ist. Im Videoclip zieht sie sich zurück, schaltet die Kameras ab, wischt das Make-up fort – und bleibt zurück in einem Zimmer voller Requisiten ihrer Selbstvermarktung. Was bleibt, ist Stille. Und vielleicht zum ersten Mal: echte Schönheit.
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