
JESSICA WINTER
JESSICA WINTER zeigt auf ihrem Debüt MY FIRST ALBUM, wie man Pop, Schmerz und Selbstinszenierung zu einem elektrischen Tagebuch voller Selbsterkenntnis verschmilzt.
Sie steht da wie aus einer anderen Zeit gefallen, inmitten tiefschwarzer Leere – Jessica Winter auf dem Cover von „My First Album“, ihr Blick ist kühl, kalkuliert, verletzlich. Das asymmetrisch fallende Top, die runden Brillengläser, das verhuschte Licht: ein düsterer Glamour, der sofort klarmacht – hier kommt kein glattes Popsternchen, sondern eine Antiheldin mit Hang zur Überinszenierung. Wer Jessica Winter’s Geschichte kennt, weiß: Diese Frau hat sich ihren Platz erkämpft.
Von der queeren Punk-Szene in Portsmouth über das verschrobene Duo Pregoblin bis hin zur gefeierten Solo-Eigenproduktion – Winter war immer schon zu komplex für eine Schublade. „My First Album“, das am 11. Juli 2025 via Lucky Number erschien, wirkt daher eher wie ein „Finally Album“ – ein Manifest nach Jahren der Anpassung. “I can make my own idea of me”, singt sie am Schluss in „To Know Her“. Und das meint sie verdammt ernst.
Musikalisch tanzt sie durch Jahrzehnte queerer Popgeschichte: von 90s-Rock-Referenzen wie Garbage oder The Cardigans in „All I Ever Really Wanted“ bis hin zu Kylie-Minogue-esken Dancefloor-Exzessen wie „Aftersun“ oder „Feels Good (For Tonight)“. Auch das campy Übermaß eines Sparks trifft auf bauchige Electroclash-Explosionen. Ein Name taucht besonders oft auf: „L.O.V.E.“. Die gleichnamige Single pulsiert vor Verlangen und Selbstverlust: „L-O-V-E, what it does to me… Do I really have to spell it out?“
Ein Song wie ein Tanz auf der Rasierklinge: Sehnsucht trifft Selbstironie. Es ist dieses ewige Schwanken, das „My First Album“ so spannend macht: zwischen Kontrollverlust und kalkulierter Pose, zwischen Größenwahn und zärtlichem Zweifel. Die Lyrics von „Worst Person In The World“ wirken fast wie ein umgedrehter Bewerbungstext für den Pop-Olymp: „So we should be together / ‘Cause it don’t get any better / I’m the worst person in the world.“ Und trotzdem fühlt man sich gesehen.
Jessica Winter ist keine Newcomerin. Sie ist eine Referenzmaschine, eine queer-feminine Popkünstlerin, die ihr inneres Chaos in Glitzer taucht – und genau daraus ihr Profil zieht. Wer „My First Album“ hört, entdeckt ein Panorama an Persönlichkeiten, eine Playlist für unheilbar Aufgewühlte.
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