ME LOST ME
The Good Noise

GENRE: Experimental Folk LABEL: Upset The Rhythm KLANGSTART: November 2020


Wenn Folk auf Feldaufnahmen trifft: Wie ME LOST ME mit THE GOOD NOISE ein eigenwilliges Klangarchiv unserer Zeit erschafft und dabei Erinnerungen, Erdreich und Elektronik verbindet.

Jayne Dent, besser bekannt als Me Lost Me, gehört zu den spannendsten Stimmen der britischen Avant-Folk-Szene. Aber nenn das bitte nicht einfach „Folk“. Ihr neues Album „The Good Noise“ (Spieldauer: ca. 42 Minuten, erschienen auf dem Label Upset The Rhythm) ist so viel mehr: eine topographische Klangkarte, ein elektronisch vernebelter Spaziergang durch postindustrielle Landschaften – und vielleicht das eigensinnigste Märchenalbum seit langem.

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Wer sich das Albumcover anschaut – ein felsiger Vorsprung, aus dessen Gestein sich organische, wuchernde Zellstrukturen schälen – begreift sofort: Hier wachsen Natur und Vorstellungskraft zusammen. Genau das tut auch die Musik. „The End of the World“ eröffnet mit banjogespannten Dystopien, deren beatgetriebene Schwermut wie ein Countdown tickt. Spätestens bei „Nevergreen“ ist klar, dass Me Lost Me nicht von romantisierter Vergangenheit singt – sondern von Übergängen, von Zwischenzuständen: „a haunting and enchanting work of art“ schrieb NARC Magazine.

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„Walking“ hingegen öffnet luftige Räume – ein Song über Heilung, fast wie eine zarte Umarmung aus Synthflächen und Windgeräuschen. Und dann ist da noch „Worm Unearthed“, ein Elektro-Kracher mit Baggerlärm und Wurmperspektive. Schon klar, warum das Stück vorab als Single erschien: Hier tanzt das Narrativ auf dem Bauschutt urbaner Entfremdung. Dass das Ganze nicht abdriftet, liegt an Dent’s klarer Stimme, ihrer Lust am Loopen, an ihrer Neugier auf Sounds, die von überall stammen dürfen: von der Yorkshire-Küste, aus Newcastle oder dem Pyrenäen-Residency-Archiv. 

Mit Gastbeiträgen von Jack Sharp und Jack Dent entsteht ein Werk, das seine Zuhörerinnen ernst nimmt – und ihre Vorstellungskraft gleich mit.

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Albumcover von „The Good Noise“ zeigt Felsformation mit organisch-wucherndem Zellmuster im Hintergrund – ein Sinnbild für den Klang des Albums.


„The Good Noise“ ist kein beruhigendes Folk-Album – es kratzt, knirscht, pulsiert. Es wirft uns in apokalyptische Erzählräume („The End of the World“), lässt uns in elektronischem Rauschen versinken („Airlock“) und schickt uns durch surreale Songlandschaften voller politischer, emotionaler und akustischer Reibung. Die Songs sind suchend, tastend, aufgeladen mit Gegensätzen – nie eindeutig, nie bequem, immer im Wandel. Genau das macht die Grundstimmung so aufgewühlt: ein poetischer Sturm in Loops und Layers.
aufgewühlt