Wie ME LOST ME auf THIS MATERIAL MOMENT Vergangenheit, Gegenwart und Gefühl zu einem poetischen Klangbild zwischen Folk, Dissonanz und Stille verwebt.
Es gibt Musik, die dich überfällt – und es gibt Musik, die dich umkreist, dich anstarrt, dich prüft, bis du bereit bist, sie wirklich zu hören. „This Material Moment“, das vierte Album der britischen Künstlerin Me Lost Me (Jayne Dent), gehört eindeutig zur zweiten Sorte. Es ist kein Album für den schnellen Konsum, sondern eine schillernde Momentaufnahme voller Brüche, Dissonanzen und zarter Offenbarungen, die sich erst im wiederholten Hören entschlüsseln.
Was Me Lost Me hier geschaffen hat, fühlt sich an wie eine Wanderung durch ein stillgelegtes Museum der eigenen Gefühle. In Tracks wie „Compromise!“ hämmert das Schlagwerk fast martialisch, während Dent den gleichnamigen Begriff mit wachsender Vehemenz singt – nicht als Bitte, sondern als Widerstand. In „Still Life“ dagegen genügt ein Glockenläuten und ein elektronischer Atemzug, um eine ganze Welt zu evozieren: „A pause is a gift I’d like.“
Der Bruch mit linearem Erzählen ist nicht zufällig. In einem Workshop mit Julia Holter experimentierte Dent mit automatischem Schreiben – heraus kamen Texte, die eher offenbaren als erzählen, eher fühlen als erklären. Der eröffnende Track „Useful Analogies“ kündigt das gleich an: „Consider this flow we’re feeling.“ – und mit diesem Fluss muss man sich treiben lassen, durch das bittersüße „A Painting of the Wind“ bis hin zum sphärischen Schlussstück „Have You Been Changing?“.
Auch das Albumcover spiegelt diese Ästhetik wider: Jayne Dent steht wie eine Ikone aus einer anderen Dimension vor rotem Stoff, in eine skulpturale blaue Form gehüllt, die an Folklore ebenso erinnert wie an futuristisches Theater. Es ist die perfekte visuelle Metapher für ein Album, das zwischen Vergangenheit und Zukunft oszilliert, zwischen Gregorianik und Glitch. „This Material Moment“ ist ein Album für suchende Seelen, für jene, die in der Stille mehr finden als im Lärm. Für alle, die in der Musik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Form von Erkenntnis suchen.
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