
NADIA REID
NADIA REID kehrt mit MOMENT BY zurück und verwebt Pandemie-Nostalgie, Mutterschaft und Klangbewusstsein zu einer kraftvollen Zwischenzeit-Hymne aus Neuseeland.
Manchmal taucht Musik auf wie ein Geist aus der Vergangenheit – leise, aber fordernd. Nadia Reid, Neuseelands wohl kompromissloseste Chronistin innerer Welten, veröffentlicht mit „Moment By“ eine jener seltenen Singles, die wie ein verlorenes Kapitel wirken: nicht weniger wichtig als das Buch selbst, aber zu eigensinnig für die Ordnung eines Albums.
„Moment By“ entstand während der Pandemie – einer Zeit, in der Reid zwischen Kindheitserinnerungen in Dunedins Chingford Park und der plötzlichen Leere eines gecancelten Tourplans eine neue kreative Stimme fand. Es war auch die Zeit, in der sie lernte, ohne Gitarre zu singen – mit mehr Mut, weniger Schutz, und einer fast biblischen Klarheit. „Was this my Adele moment?“ fragt sie mit ironischer Distanz. Vielleicht. Aber viel eher war es ein Nadia-Moment – klar, persönlich, formwandlerisch.
Der Song beginnt mit einer Frage: „Was it you who dreamed to me?“ Eine Zeile wie aus einem Orakel gefallen, das fragt, ob wir selbst noch Autorinnen unserer Erinnerungen sind – oder nur mehr Schatten dessen, was war.
Auf dem Cover zur Single scheint eine violette Figur aus dem Zentrum zu driften, als würde sie gegen Raum und Zeit ankämpfen. Explosion oder Durchbruch? Geburt oder Erinnerung? In Reid’s Kosmos bleibt vieles offen – und gerade darin liegt die Kraft. Die Linien auf dem Artwork erinnern an geologische Erdschichten, an ein Archiv aus vergangenen Leben – nicht zufällig ist es eine Erinnerung an das Dunedin ihrer Kindheit, an Steiner-Schulen und Spaziergänge mit dem Hund Joni.
„Moment By“ ist keine Single, die sich aufdrängt. Sie nähert sich schleichend, melancholisch, dann lichtdurchflutet. Sie reflektiert, wie sich Stillstand anfühlen kann – und warum es manchmal genau dieser Stillstand ist, der Kunst überhaupt möglich macht.