Synthetisches Wellenrauschen eröffnet die zweite Platte, bevor sich plötzlich akustische Gitarren darüberlegen und ein emotionales wie auch eindringliches Stück vorantreiben, dass mit unerbittlichen Eifer erfrischende Ansichten eines beständig wachsenden musikalischen Projekts offenbaren und zeigen, wie konsequent sich das unheimliche Zwielicht von Still Corner im Stil der 80er Jahre neue Wege bahnt und sich letztlich zusammen mit dem Gesang von Murray unheimlich fesselnd in die Gehörgänge legt. Eine lange Einleitung für eine mittlerweile große und gereifte Band – doch der unwiderstehliche schlanke und stromlinienförmige Stil von Greg Hughes, die treibende Kraft hinter Still Corners, lässt keine kurzen Beschreibungen zu. Wir erleben weitflächig gezuckerte Schichten im teilweise fokusierten Retro-Futurismus (wenngleich nicht mehr so ausgeprägt wie noch auf dem Debüt), gestützt auf Elementen aus Shoegazing und maschinell angetriebenen Rhythmen.
‚ Beginning To Blue ‚ besticht durch die unerschüttliche Eingängkeit, der verführerischen Sanftheit und kaum merklichen Unruhe. Eine glitzernde Synth-Pop-Hymne in Perfektion. “I think some of the above have probably been an influence-I’m a child of the ’80s,” so die Worte von Hughes und ergänzt: „But I see it principally as a widescreen pop album, clear, with upfront vocals. It’s a little epic, but not really retro-futuristic. There aren’t a ton of layers this time; everything has its place and is focused. What I hear is variety. Some reviews described Creatures… as ‘scattershot,’ but I need that kind of diversity-it’s a part of me. Tessa’s voice ties it all together beautifully…” Das zweite Album ‚ Strange Pleasures ‚ wurde in Hughes Studio in Greenwich aufgenommen, wo sich der Multitasker um alle Instrumente und den Großteil der Lyrics selbst kümmerte. In ‚ All I Know ‚ wabbern erhabene Synths durch eine gespenstische Stimmung, bis uns auflackernde Gitarren-Riffs einen bis dahin nicht für möglich gehaltenen breitgefächerten Pop-Song präsentieren.
Trotz seiner reservierten Art, bietet die zweite Platte auch annähernde Ohrwurm Singles, wie beispielsweise ‚ Berlin Lovers ‚ und ‚ Beatcity ‚. In ‚ Berlin Lovers ‚ betrauert Sängerin Murray die Naivität der jungen Liebenden, „eaten by desire“, und lässt daraufhin tiefe Seufzer mit den wiederholenden Worten „so young“ folgen. Ein Track der insbesondere durch seine schmutzigen und griffigen Synths heraus sticht und im Gedächtnis hängen bleiben wird. Insgesamt ist ‚ Strange Pleasures ‚ eine versierte Verschmelzung sehr unterschiedlicher Stile und fasst diese wiederum zu etwas neuem zusammen. Still Corner kreieren damit angenehme Spannungen, wenngleich die andersartige Herangehensweise sicherlich so manche Anhänger abschrecken wird. In ‚ Beatcity ‚ – um es nachzureichen – singt Tessa Murray über eine verlorene Liebe zu treibenen Electro-Beats, während Ihre Stimme dabei immer mehr an Traurigkeit zunimmt.
Doch glücklicherweise lassen Still Corner die neue Platte nicht so zu Ende gehen und servieren uns zum Abschluss im gleichnamigen Titelstück unheimlich wärmende und beruhigende Synth-Linien – wir hören in diesen Minuten musikalische Untermalung für jeden Anlass und auch den ungezügelten kreativen Instinkt des Greg Hughes. Eine vorbildliche elektronische Pop-Platte, geboren im Herzen der 80er Jahre und doch so erfrischend im pulsierenden Mittelpunkt unserer heutigen Zeit.
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