Kendrick Lamar – GNX

Kategorie: Albums, HipHop/Rap

KLANGSTART: November 2024

GNX von KENDRICK LAMAR ist eine kraftvolle und körperliche Platte, die sich gelegentlich das Recht vorbehält, so banal zu sein, wie sie will, kurz bevor sie sich umdreht und die Kultur in Stücke reißt.

Kendrick Lamar hätte nach der Veröffentlichung von „Mr. Morale & The Big Steppers“, einer Platte, die bald zum Pflichtprogramm des Hip-Hop gehören wird, fünf Jahre lang Winterschlaf halten können. Stattdessen hat er zwei Jahre später „GNX“ ohne Vorwarnung veröffentlicht. Es ist Lamar’s erste Platte unter seinem eigenen Label pgLang. Und auf seinem sechsten Album scheint es, als würde Lamar in seinem begehrten Grand National Buick herumfahren, bereit, alles auszuräumen, was ihm im Weg steht, um die Rap-Welt nach seinen eigenen Vorstellungen neu aufzubauen. „GNX“ ist von kalifornischen Vorfahren geprägt und stellt ein in sich geschlossenes Museum für die Westküsten-Diaspora des Sounds dar, wobei Produzenten wie Sounwave, Mustard und Jack Antonoff die Leinwände liefern. 

Es gibt auch Zwischenspiele von Mariachi („gloria“) und Hyphy („hey now“). Wer nach G-Funk sucht, findet dessen grundlegende DNA auf „dodger blue“, das sich wie ein Cousin von „Computer Love“ anfühlt. Es geht auch über die Klanglandschaften hinaus. Hier findet man einen von Drakeo the Ruler inspirierten Flow („peakaboo“) und dort ein Roddy Ricch-Feature („dodger blue“) – abgesehen von zwei SZA-Spotlights stammen alle anderen Features von relativen Neulingen. Irgendwo dazwischen gibt es Verse aus L.A.s weitläufigem Untergrund („tv off“). Überall ist Lamar’s tief verschlüsseltes Genie zu spüren. Mit 44 Minuten ist „GNX“ zugleich vielfältig, homogen, weitläufig und prägnant – lustig und todernst.

Und in gewisser Weise ist der abschließende Track „gloria“ symbolisch: „GNX“ beginnt mit einem so bedrohlichen Ton, der nicht unbedingt verschwindet. Aber Lamar kanalisiert das, was als Hass und Negativität interpretiert werden könnte, in einen lehrreichen Moment, der uns dazu bringt, auf die reinste Emotion zurückzugreifen, die der Mensch kennt: Liebe. In einem Jahr, das mit so viel Gift begann, teilt Kendrick Lamar das Gegenmittel auf „GNX“.

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