Zwischen lärmenden und Effekt-beladenen Gesängen, wenn sägender Girlgroup-Pop, Shoegaze und der Glanz des New Wave die heulenden Melodien knackig durch den aufschäumenden Whirlpool pressen und wenn sich schimmernde Randerscheinungen plötzlich mit durchdringender Introspektion triumphierend in einem finalen Krachinferno auflösen – dann fühle ich mich zu Hause. Warum? Darauf gibt es keine vernünftige Erklärung. Jasamine White-Gluz, Laura Lloyd und Garland Hastings haben mich jedenfalls mit Ihrer Herangehensweise an das Genre Shoegaze zum richtigen Moment bei den Schultern gepackt und eigentlich scheint es dann auch gar nicht mehr verwunderlich, wenn Laura mit zufriedenen Lächeln im Gesicht feststellt: „We get a lot of the obvious comparisons.“ Nach dem zweiten Langspieler der Vivian Girls wurde der Shoegaze wieder uninteressant, doch diese Zeit gehört erstmal der Vergangenheit an. No Joy haben sich für Ihr Debüt ‚ Wait To Pleasure ‚ mit dem Produzenten Jorge Elbrecht (Violens, Lansing-Dreiden) für zwei Wochen in das Mexican Summer’s studio Gary’s Electric eingesperrt und neben Gitarre, Bass und Schlagzeug noch Klavier, Keyboards und ein paar Drum-Programmierungen nach Lust und Laune in die neuen Songs einfließen lassen.
‚ Hare Tarot Lies ‚ als erste Single spielt hierbei noch am ehesten mit konkretisierenden Pop-Freundlichkeiten, lässt geschmeidig den Bass über vordergründige Gesangsmelodien treiben und verweigert dabei nicht selten den verzerrten Gitarren Ihre launigen Ausbuchtungen. Diese dürfen dafür in den Songs ‚ Lizard Kids ‚ und ‚ Slug Night ‚ ungehemmt eine Explosion nach der anderen abfeuern und wer meint, expansive Klaustrophobie könnte leicht unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen der irrt – denn No Joy balancieren Schönheit und Chaos gekonnt aus und liefern uns ursprünglichen Shoegaze in Reinform. Letztlich bleibt es aber bedeutungslos was wir Denken oder Glauben über den Sound von No Joy zu wissen, denn die Band hat währenddessen sowieso schon ein kleines Loch in unseren Kopf gebohrt und darin manchmal stechend, manchmal dickflüssige Impulse positioniert, die in den passenden Momenten wirkungsvoll aktiviert werden. “We play as if the audience isn’t there, and we wouldn’t care if there weren’t anyone in the room at all, other than our band,” so Jasamine.
“No matter what, we are making this music for ourselves.” Man kann es an dieser Stelle glauben, wenn man möchte. Ich vetraue dagegen lieber dieser beruhigenden und anschmiegsamen Fremdsteuerung, glaube alles was mir No Joy während den 37 Minuten erzählen und genieße einfach nur die emotionale Befriedigung in vollen Zügen…
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