PRIPAYAT von MARINA HERLOP ist die perfekte Kombination aus Tricks bei der Computerproduktion und intimer emotionaler Befreiung.
Die katalanische Sängerin, Pianistin und Produzentin Marina Herlop präsentiert auf „Pripyat“ eine funkelnd moderne Destillation klassischer Technik, avantgardistischer elektronischer Produktion und weltweit gebildeter musikalischer Impulsivität. Die Hinzufügung eines dritten Instruments zu Herlop’s Werkzeugkasten – insbesondere eines, das so grenzenlos ist wie eine Produktionssoftware – erweitert ihren Sound dramatisch. Die Entscheidung, sich auf die Elektronik zu konzentrieren, war sowohl praktischer als auch künstlerischer Natur. Klavier und Gesang „were the only tools I really had“, gab sie über ihre früheren Alben zu.
Dennoch ist der Computer für die erstaunliche Bandbreite von Pripyat von entscheidender Bedeutung, da er sich zwischen ungewöhnlichen Rhythmen und atmosphärischer Elektronik bewegt und gleichzeitig die Stärke von Herlop’s Stimme zur Schau stellt. Auf „Lyssof“ singt sie eine fesselnde A-cappella-Strophe, bevor sie von der fehlerhaften Produktion überschwemmt wird: Eine zerknitterte E-Gitarren-Linie, metronomische Synthesizer-Pads und digitales Geschwätz drohen ineinander zu kollabieren, bevor sie zu einer erkennbaren Form verschmelzen.
Tracks wie „Abans Abans“ und „Shaolin Mantis“ scheinen das Klavier mit modularen Synth-Arpeggiatoren zu verbinden. Herlop spielt Melodien, aber dann drehen sie sich, kaskadieren, pausieren und spritzen dann wie Konfetti nach dem Zufallsprinzip heraus. Es ist, als würde sich eine Blume hyperreal entfalten und jemand spult das Filmmaterial vor und zurück. Von der Schneckenbraut auf dem Cover, die auf eine Geschichte aus der östlichen Folklore anspielt, über die Tracklist, die von Katalanisch über Jiddisch bis Zulu springt, bis hin zu den frei geformten Gesängen ist die gesamte Platte voller farbenfroher Möglichkeiten.
Diese Möglichkeiten stehen in krassem Gegensatz zur kargen Vorhölle von „Pripyat“, einem Ort, der völlig verlassen wurde. Aber es gibt noch Hoffnung. Man kann sich etwas Neues vorstellen. Aus dem Nichts kann etwas Süßes entstehen.
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