“I’m as influenced by Arvo Pärt as I am by Sly Stone,” sagte Dulli von THE AFGHAN WHIGS in einem früheren Interview. Das sollte niemanden überraschen. Wenn eine Band beschließt, TLC, New Order und The Church zu covern, weißt man, dass sie Musik ernst nehmen.
Viele Bands verfolgen einen maßvollen Ansatz und bauen die Intensität im Verlauf eines Albums auf, das ist eine vernünftige Strategie. Nicht so The Afghan Whigs. „How Do You Burn?“ klopft nicht höflich an, sondern tritt die Tür ein. Der eröffnende Track ist allerdings der einzige aggressive Rocksong auf dem Album. Im Übrigen fließen Rockelemente in R&B und Pop ein und spielen eher eine Nebenrolle. Dies ist der Fall bei „A Line of Shots“, einem mittelschnellen Pop-Rock-Song, der Dulli’s tremologetränkte Rhythmusgitarre mit Jon Skibic’s klirrenden Lead-Licks paart. “You hurt so long; here comes the dark moment,” singt Dulli im dicht geschichteten Refrain. Dulli’s Gesang passt seit jeher perfekt zum einzigartigen Sound der Band – eine fesselnde Mischung aus Kraft und Sinnlichkeit. Da es auf „How Do You Burn?“ jedoch nicht viel Schwere gibt, geht Dulli’s kratzige Stimme selten in ein feuriges Gebrüll über, sondern verbringt die meiste Zeit in einem schwülen Balzgesang.
Auf „How Do You Burn?“, ihrem dritten und fesselndsten Album seit ihrer Reformation, sterben bestimmte alte Gewohnheiten wirklich nur schwer ab. Als er auf die 60 zugeht, ringt Dulli mit der Reife, aber er kann sich immer noch nicht helfen, selbst wenn er versucht, selbstreflexiv zu sein. Was wäre ein Whigs-Album ohne Verse wie „I am your madness, baby/Your light of day/I can see the smoke/And you’re lost inside my head“ („Domino and Jimmy“) oder wenn er singt: “But I know misbehavior/ And I know what I like/I’m copping a feel/As I reveal my surreptitious appetite.” Er ist immer noch der Typ, der extreme Dinge will und braucht und einen elliptischen Verführungssong „I’ll Make You See God“ nennen kann. Dulli arbeitet auch immer noch im Noir-Rock-Modus; Das Album hat auch mehr Bezüge zur Nacht als ein anderes Wahrzeichen der Neunziger: The Blair Witch Project.
Getreu seinem Titel hat „Catch a Colt“ einen unbestreitbaren Galopp und erinnert an die Major-Label-Big-Money-Alt-Rock-Produktionen der Blütezeit der Band. Aber die Whigs waren nie nur eine Gitarrenband. Sie haben die Grenzen des Genres so weit erweitert wie alle anderen, und Dulli ist immer noch bestrebt, es aufzumischen. Sie wandern in „The Getaway“ durch wackeliges Terrain, injizieren Electro-Clash-Geklapper in „A Line of Shots“ und schwelgen in Dulli’s Liebe zum Soul in „Please Baby, Please“. Dulli’s Hingabe, alles zu jagen, was ihn anmacht, hat ihn nie in die Irre geführt. Hat diese Band jemals einen Fehler gemacht? Es kann ein paar Drehungen dauern, bis man die Platte von anderen aktuellen Dulli-Veröffentlichungen unterscheiden kann, aber darunter liegen gruselige Schätze, die sich lohnen geborgen zu werden.
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