Es ist schwer, kreativ konstant zu bleiben, besonders beim neunten Album. Man würde sich nur wünschen, dass COLDPLAY Ihre Stylings und Konzepte reduzieren und sich stattdessen wieder auf den Kern ihrer Musik konzentrieren würden.
Die Angst, dass ihr Platz an der Spitze nach 20 Jahren abrutschen könnte, hat die Band offenbar durcheinander gebracht. Im Gegensatz zur dezenten Veröffentlichung von „Everyday Life“ kam „Music of the Spheres“ in den letzten Wochen mit einer knallharten Werbekampagne daher. Man konnte ihr buchstäblich nicht entkommen, außer man hatte zuvor den Planeten verlassen. Wobei selbst dann musste es schon aus unserem Sonnensystem hinausgehen, denn die erste Single „Higher Power“ wurde gar in die Internationale Raumstation ISS gebeamt. Der schwedische Pop-Superproduzent Max Martin hat auf dem neunten Album von Coldplay die volle Verantwortung, und diesmal umfasst die Gästeliste Sängerin und Schauspielerin Selena Gomez, die fünfthäufigste Person auf Instagram, und die K-Pop-Superstars BTS.
Coldplay haben (aber nicht alleine) erkannt, dass sich Rockmusik seit einiger Zeit in einem sterbenden künstlerischen Zustand befindet und die kreativen Ambitionen eher im Pop zu finden sind. Die weniger wohltätige Interpretation ist, dass dies Kollaborationen sind, die mit einem Auge auf die Spotify-Statistiken optimiert wurden. Sei’s drum. Große Namen wie Selena Gomez und BTS zu präsentieren ist eine Sache über die man denken kann wie man möchte, aus der Sicht von Coldplay schien dies ein vernünftiger Schritt, um in der modernen Musiklandschaft Anschluss zu finden.
Der Track „Let Somebody Go“ mit Selena Gomez ist dann zwar angenehm zu hören, aber es mangelt an Originalität, und die Präsenz von We Are KING neben Jacob Collier auf „Heart“ fühlt sich eher deplatziert an, besonders wenn Collier’s Input hauptsächlich für Hintergrundgesänge und Arrangements verwendet wird und ein an sich leer wirkender Song aus mehrschichtigen Chorgesängen mehr als Hymne denn als Lied erscheint. Der Einfluss auf das Album scheint von überall her zu kommen und katapultiert uns minütlich in verwirrende Nebeneinanderstellungen. Ganz zu schweigen von der unnötigen Verwendung von Emojis als Songtitel – sicher ist es cool für aufstrebende Künstler, aber das fühlt sich doch sehr erzwungen an, um mit jüngeren Hörern und Hörerinnen in Kontakt zu treten.
„Coloratura“ ist übrigens der einzige Song, der die Zeit hier wert ist. Vom klassischen Piano über das Slide-Gitarren-Solo bis hin zu doppeltem Gesang kanalisiert dieses 10-minütige Epos die Atmosphäre der von Gilmour angeführten Pink Floyd-Ära. Auch hier zeigt uns, dass die Gruppe ihrer Formel auf unerwartete Weise Qualität hinzufügen kann. Sicherlich gibt es noch einige weitere interessante Momente auf „Music From The Spheres“, doch der größte Teil dieses Albums ist – so deutlich muss es geschrieben werden – akustischer Weltraumschrott.
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