Zola Jesus – Conatus

ElectronicSynth Pop, VÖ: September 2011
Der Begriff „Conatus“ bezieht sich auf die Dynamik, sich weiterzuentwickeln. Aber hier hält sich ZOLA JESUS eng an die Blaupause ihrer letzten beiden Werke.

Das Zola-Jesus-Projekt hatte schon immer etwas fast unterschwellig Idol-tötendes, und das kommt hier wirklich in den Fokus. Danilova’s Opernambitionen aus Kindertagen werden fast ins Gegenteil verkehrt. Operngesang ist erzählerisch und fließt sanft von innen heraus. Danilova ist anspielungsreicher und gewundener. Ihre Stimme bleibt immer wieder in ihrer Kehle hängen, wo sie durch vorübergehende emotionale Aufwallungen betont und verzerrt wird. Obwohl die Theatralik und die epischen Pop-Insignien Künstler wie Dead Can Dance hervorrufen mögen, haben die Gesänge die Leidenschaft des Bluesgesangs. Danilova ist ebenso ikonoklastisch, wenn es um industrielle Einflüsse wie Throbbing Gristle geht, und findet Wege, Abrieb so musikalisch wie möglich zu machen, ohne die Spannung zu opfern. 

„Conatus“ besteht hauptsächlich aus donnernden Toms, majestätisch rotierenden Synthesizern und warmen Gängen klassischer Saiteninstrumente. „I kept having these primal images,“ sagte sie über die Musik, „just quite strange landscapes and shapes I couldn’t shake.“ Das mag wie eine bedeutungslose Glosse klingen, aber auf „Swords“, dem minutenlangen Eröffnungsstück, hört man genau, was sie meint. Erschütternde Trommeln und rotierende mechanische Texturen beschwören lebhaft ein Terrain herauf. Während sie ihr Haar weißblond gebleicht hat, ist Danilova’s dunkle Seite immer noch intakt. Was für die in Los Angeles lebende Zola Jesus neu ist, ist ihr Popantrieb – sie macht nicht mehr nur Songs für sich selbst. Sie wurden für Live-Auftritte geschaffen, für ein Publikum, für Fans, die gerne in Spitzenumhängen tanzen. 

Während ihr Sound noch von typischen Darkwave-Elementen dominiert wird – doomige Synthesizer und das schmackhafte Geplapper minimaler Drum Machines – ist der Rest unerwartet warm, beleuchtet von ihrer unbezwingbaren Stimme. Obwohl einige den rauen und rohen Ansatz ihrer letzten beiden EPs vermissen mögen, ist es erfrischend und aufregend, Musik zu hören, die eher auf knochenharte Essenz als auf hauchdünne Verzierungen setzt, um eine Aura des Mysteriums zu schaffen.

7.2