Yves Tumor – Praise A Lord Who Chews But Which Does Not Consume; (Or Simply, Hot Between Worlds)

PopRock, VÖ: März 2023
YVES TUMOR’s viertes Album behält den abenteuerlichen Geist bei, der das 2016er Debüt When Man Fails You beflügelte.

Der lange Titel des neuen Albums bietet einen Vorgeschmack auf Yves Tumor’s Sinn für Humor sowie einen Hinweis auf die Ambitionen, die wie Matroschka-Puppen ineinander verschachtelt sind. Nehmen wir das erste Lied, „God Is a Circle“, das mit dem Text beginnt: „Sometimes, it feels like there’s places in my mind that I can’t go.“ Das Gefühl scheint mehrere Bedeutungen zu haben: eine These und eine persönliche Herausforderung, eine Meditation über Grenzen und die Entschlossenheit, sie zu durchbrechen. Die thrashige Hook von „Meteora Blues“, das kantige Riffing von „God Is A Circle“ und die rätselhaften Texte von „Heaven Surrounds Us Like A Hood“ („sweet boy / you know you look just like your mother / would’t know / another lost soul“) klingen alle wie von einem Künstler, der die perfekte Nische gefunden hat, da Yves‘ strukturierte, dynamische Produktion diesmal die Band begleitet, anstatt das Rampenlicht zu beanspruchen. 

Die Gesangsdarbietung ist häufig ein tiefer, knurrender Ton, aber „Parody“ zeigt ein zartes Falsett sowie vielleicht den ätzendsten Takedown seit Pet Shop Boys‘ „How Can You Expect To Be Taken Seriously?“ Wie man es von einem androgynen afroamerikanischen Rocker erwarten darf, tauchen ab und zu Anspielungen auf Prince auf. Der ruckelnde Drumloop von „Lovely Sewer“ ist eine Hommage an „I Would Die 4 U“, während Yves über eine alte Flamme singt („you’re still a friend of mine / we met on Chapman and Catalina / and you’re always so fly / but you could start a war just for the feeling“), und „Operator“ ein weiterer Energieschub mit Prince-Geschmack ist.

Das Album weicht von seinen dominanten Sounds auf dem mühelos eingängigen „Echolalia“ ab, wobei die pochende Percussion und die Neon-Sampling-Basslinie mehr elektronischer Musik geschuldet sind. Die unverblümten, berührenden Texte auf „Praise A Lord Who Chews But Which Does Not Consume; (Or Simply, Hot Between Worlds)“ unterscheiden sich von anderen Leftfield-Pop-Acts und erschaffen irgendwie erdende, brutale Liebeslieder inmitten der Flut von Dance-Pop und Industrial Noise. Im Laufe des letzten halben Jahrzehnts hat Yves seinen eigenen, bahnbrechenden Sound inmitten des Lärms der Moderne herausgearbeitet, und es fühlt sich wirklich wie ein Erwachen an.

8.5