Die Singer/Songwriterin YOLA aus Bristol, Großbritannien, lässt sich von Aretha Franklin, Arthur Alexander und ihrer Landsfrau Dusty Springfield inspirieren – Gospel, R&B und Country zugleich.
Wenn man es in einem Lebensmittelgeschäft hört, würde man „Walk Through Fire“ für eine obskure Soul-Platte aus den späten Sechzigern halten. Credit-Produzent Dan Auerbach, der Black Keys Sänger, dessen Besessenheit von Pre-Synthesizer-Aufnahmemethoden inzwischen fast zum Klischee geworden ist – aber nicht auf Kosten von Yolanda Quartey selbst. Alles an Yola’s Debüt scheint aus einer Zeitkapsel um 1969 entstanden zu sein – vom Albumcover mit seiner gedämpften Farbpalette und klobigen Vintage-Schriften bis hin zu den musikalischen Arrangements, die Barock-Pop-Signifikanten wie Glockenspiel und Pizzicato mit einer zeitlosen Orgel und Pedal Steel mischen. Die Session-Musiker des Albums sind von ähnlichem Jahrgang: Schlagzeuger Gene Chrisman und Pianist Bobby Wood sind beide Veteranen der Hausband aus dem American Sound Studio in Memphis und spielten bereits auf Elvis Presley’s „Suspicious Minds“ und Dusty Springfield’s „Dusty in Memphis“.
Es war ein harter Weg für die gebürtige Briten, die einmal in London obdachlos war. Nach einer kurzen Zeit bei Massive Attack und Gesangsunterstützung für andere Künstler wurde Dan Auerbach auf Yola Quartey aufmerksam. Es dauert dann auch nicht lange, bis einem der eröffnende Track „Faraway Look“ umhaut. Der Phil Spector-artige Hintergrund baut sich zu einem Crescendo auf und lässt Yola mit ihrem heiseren Gesang auf einer mitreißenden Original-Widescreen-Melodie los, von der man schwören wird, diese schon einmal gehört zu haben. Aber ein Großteil ihres Debüts spielt sich in einer nuancierten Unterwelt ab, in der R&B Melodien eine Pop-Behandlung erhalten und umgekehrt. Ein Teil dieser Flüssigkeit könnte Produzent Dan Auerbach zugeschrieben werden, der gekonnt jede Menge Retro-Insignien heraufbeschwört – nicht nur die funky Sounds von FAME, sondern auch die barocken Pop-Arrangements von Glen Campbell – während er strenge Reinheit sorgfältig vermeidet.
Der stärkste Track auf dem Album und derjenige, der die Fülle an stilistischen Hinweisen auf „Walk Through Fire“ eindrucksvoll dokumentiert, ist „Rock Me Gently“. Der Song ist eine aufsteigende und dominante Darbietung, er lässt sowohl moderne als auch klassische Instrumente aufblitzen, während Yola’s Texte den emotionalen Aufruhr der Erinnerung, des Einschlafens und des Gefühls der Sicherheit erforschen. Es ist ein perfekt aufgenommener Kinderreim, und mit dem Hintergrund und der langen Karriere, die Yola in das Debüt (sie ist 35) hineinträgt, ist der Song wunderschön und repräsentiert viel. Das Zuhören bringt uns zu ihr, und Yola ist bereit, uns als Freundin, Zuhörerin und Mitreisende im Universum zu pflegen und zu trösten.