Das fünfte Album von Yacht (Young Americans Challenging High Technology – was wiederum die beiden Amerikaner Jona Bechtolt und Claire L Evans sind) ist eine hektische und nervöse Angelegenheit. Ein Konzeptalbum verbirgt sich hinter den neuen Tracks und erzählt uns Geschichten über ein tanzbares Party-Paradies, umgeben von einer dysfunktionalen Weltanschauung. Es mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, doch mit der passenden musikalischen Untermalung sind anfängliche Vorurteile schnell auf die Seite gekehrt. Denn der gleichnamige Titeltrack ‚ Shangri-La ‚ erfreut den Hörer mit unwiderstehlichen Hooks: „If I can’t go to heaven, let me to go L.A. … Shangri-La, la-la-la-la“. Der Song vermischt den zarten Gesang mit einer skurrilen Klavier-Aufführung und einem Gute-Laune-Groove. Aber selbst wenn nun so manches Vorurteil verschwunden ist, eine reine Indie-Pop Band mit dem Zertifikat zu Spiel, Spaß und Unterhaltung sind sie dann doch nicht. Die beiden Musiker von Yacht sind ambitionierte Art-Rocker, die Ihr Handwerk in eine andere Welt verlagert haben. Eine Welt aus Science-Fiction, Utopien, Dystopien und strahlender Eleganz. Oder kurz formuliert: Yacht-Rock.
Bei Ihren Konzerten verwenden Sie aufwendige Powerpoint-Präsentationen, an der Decke schwirren geheimnisvolle Dreiecke durch besondere Symboliken und werden geschmückt durch viele Spezialeffekte. Aber zurück zum Thema. ‚ Shangri-la ‚ beginnt mit dem Opener ‚ Utopia ‚ und der Zeile, „Will we go to heaven or will we go to hell?/ It’s my understanding that neither are real“. Es ist eine Hochgeschwindigkeits-Punk-Funk Explosion, die zugleich das wesentliche Thema auf dem Album widerspiegelt. Die Zukunft ist eine Idee, Sie beeinflusst unsere Gedanken und wir versuchen diese zu kontrollieren. In ‚ Dystopia ‚ blicken wir auf die Kehrseite: es erwartet uns eine brennende Welt und statt die Zeit dafür zu nutzen, diese Welt zu retten, träumen wir von einem künftigen Paradies. Zugleich ist es nicht nur die graue Theorie, denn Sie singen auch über die tägliche Zerstörung der Umwelt um uns herum. Dazu nehmen Yacht eine funkige Hymne und lassen diese im Chorus erklingen: „The earth is on fire / We don’t have no daughter / Let the motherfucker burn“.
In ‚ Beam Me Up ‚ brennt nicht nur die Erde, sondern das gesamte Universum. Die Musik dazu ist treibend, voller Science-Fiction und textlicher Ideen. Der letzte Song auf ‚ Shangri-La ‚ ist ohne Frage der Hübscheste. Für ein Album, das oft ziemlich direkt erscheint, bietet es dementsprechend die einfachste Nachricht. Den Himmel darf man lieben, doch wenn es eine Hölle gibt, wird das der Ort sein wo wir unsere Freunde finden – also lasst uns Ihnen anschließen. Evan singt, „When the rapture comes/ If you don’t mind/ I’ll be waiting down here and sweating“. Für Yacht enden die letzten Zeilen im Paradies und sollte eines Tages die Welt tatsächlich unter gehen, ich werde mich Bechtholt und Evans anschließend. Und gemeinsam erbauen wir eine neue Welt, in der Glückseligkeit herrscht und sich Menschen aufhalten, die singen statt zu reden und tanzen, statt nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und jeder weitere ist herzlich gerne eingeladen…