Wu-Lu – LOGGERHEAD

Indie Rock, VÖ: Juli 2022
LOGGERHEAD von WU-LU ist ein unverkennbar fesselndes Debüt, das von dem Grundsatz getragen wird, dass man es manchmal einfach herausschreien muss.

Der Südlondoner Multiinstrumentalist, Produzent und Sänger Wu-Lu hat sein Debütalbum „LOGGERHEAD“ veröffentlicht. Das vielseitige und genreübergreifende Zwölf-Track-Projekt verschmilzt Rap- und Heavy-Metal-Einflüsse, um eine grungige Post-Punk-Version des Sounds des modernen London zu produzieren. Miles Romans-Hopcraft’s Debütalbum als Wu-Lu ist ein absoluter Einflussfaktor. „LOGGERHEAD“ zeigt in Hülle und Fülle Romans-Hopcraft’s Wachstum als Künstler und seine vielfältigen Einflüsse: Der Genrewechsel, die rastlose Herangehensweise an die Instrumentierung und die Bandbreite der Gesangsstile lassen das Album gleichzeitig disparat, aber irgendwie kohärent in seiner Vision erscheinen. Musikalisch und emotional wird durchweg viel Boden abgedeckt. Unregelmäßig springt es von abstrakten Texturen, unkonzentrierten Tagträumen der Produktion zu instrumentalen Eskalationen mit wilden Augen und viszeralen lyrischen Passagen, die die Themen angehen, die für Romans-Hopcraft an vorderster Front stehen. 

Oft konzentriert er sich auf die Gemeinschaften, in denen er aufgewachsen ist, die von einer mitleidslosen Stadt schnell zerstört werden, und wie sich das auf das Leben und die Gedanken der Jugend auswirkt. In diesem Sinne bleibt die erste Single „South“ das Leitbild von Wu-Lu. Ein giftiger Anti-Gentrifizierungs-Raufbold, ein ergrauter akustischer Stampfer und ein Screamo-Zusammenbruch werden durch eine Blitz-Strophe der aufstrebenden Rapperin Lex Amor ergänzt. Amor ist bissig in ihren Strophen und feurig mit ihrer Zunge: “Ever seen a city burn alert? You learn to worship the dust.” Im eröffnenden Track „Tage Stage“ murmelt Wu-Lu über die Wahrheit und den Kampf, dass die “journey’s far to go”, und über “taking the throne”. Es ist unglaublich faszinierend. Und so bedrohlich sich „Take Stage“ auch anfühlt, es ist wohl der schönste und ruhigste Moment auf einem Album, das ansonsten voller Lärm und Wut ist. Das fast Beck-artige „Calo Paste“ mit Léa Sen und die Breaks in „Blame“, die sich in einen murmelnden Skramz verwandeln, verwischen das Album zu einem schwindelerregenden Monster der Ungewissheit. 

Diese Unsicherheit kommt besonders auf „Calo Paste“ zum Ausdruck, das lyrisch auf Miete, Instabilität und niedriges Einkommen abzielt, umrahmt von dem geloopten Refrain: „I don’t wanna see your mental health go to waste“. Themen wie Ärger und Gebrochenheit kehren in den 12 Tracks des Albums wieder. „Road Trip“ hat einen hämmernden Beat, hallende psychedelische Effekte und angreifende Gitarrenausbrüche. „Ten“ erzählt von einer bedrohlichen Konfrontation mit einer ahnungsvollen Bassline und schroff gesungenen Gesängen. „Broken Homes“ beschließt die Sache mit einer intensiven Laut-Leise-Laut-Dynamik, die an Nirvana erinnert – die alten Meister der Unzufriedenheit. „LOGGERHEAD“ ist ein unverkennbar fesselndes Debüt von Wu-Lu, das von dem Grundsatz getragen wird, dass man es manchmal einfach herausschreien muss.

8.2