White Lung – Deep Fantasy

Rock, VÖ: Juni 2014

Die Gitarren aus dem eröffnenden ‚ Drown With The Monster ‚ klingen so scharf wie eine frisch gewetzte Klinge. Textlich gehen White Lung auch direkt ins Eingemachte, singen über die eigenen  Alkohol- und Drogenprobleme und bringen mit der erforderlichen Intensität das Thema tiefgreifend in unser Gehör. Dazu Kenneth Williams‘ erschreckende Gitarre, die kreischend und fauchend einen ziemlich schnell wissen lässt, dass dieser Kampf noch ein langer werden kann. ‚ Snake Jaw ‚ bewegt sich dann bereits in die Gefilde einer Rock’n’Roll bzw. Post-Hardcore Band und befriedigt mit den hellen Power-Akkorden das aufgewühlte Gemüt mit einer schnellen Nummer. ‚ Face Down ‚ ist daraufin ein wirbelndes Stück voller Sinnlosigkeit und unterdrückter Wut über die eigene Erkenntnis, dass die lautesten Menschen am wenigsten zu sagen haben und doch niemals Ihre Fresse halten werden. „I sink to the belly of the weak again“.

Nach der einjährigen Tournee ging es für White Lung  zu dritt im Studio weiter: Drummer Anne-Marie Vassiliou , Gitarrist Kenneth William und Frontlady Mish Way. In zwei zehntägigen Sessions mit Produzent Jesse Gander Ende des letzten Jahres und Anfang 2014 wurde ‚ Deep Fantasy ‚ aufgenommen. Sängerin Mish Way ist darauf ungemein provokant, selbstironisch und reflektierend, was wiederum den legitimen und authentischen Punk-Geist jeden Aspekt dieser Platte durchdringen lässt. „Ich habe das Gefühl, dass die Lyrics der meisten Bands einfach so unglaublich langweilig sind und des nervt mich,“ so die Sängerin. „Sex ist beispielsweise für mich eines der interessantesten Themen über die ich spreche. Aus kultureller Sicht ist es die Sache, die wir alle tun und dennoch gibt es so eine komische Angst darüber zu reden. Ich würde gerne das Gespräch über Sex normalisieren, da es einfach interessant ist und wir sowieso alle daran denken!“

White Lung haben in Ihren Songs eine neue Klarheit gefunden, Anne-Marie Vassiliou und Kenneth William leisten hervorragende Arbeit an Gitarre und Schlagzeug, während die dominierende Wut mit Ihrem manischen Fokus beängstigend zielsicher unsere Körper ummantelt. Letztlich schmeißt uns das Trio die bisher stärkste Platte vor die Füße und präsentiert zehn neue Tracks ohne eine langweilige Passage oder einem schwachen Moment. ‚ Deep Fantasy ‚ ist die schnelle Alternative zum Wutabbau.

8.3