Die WHITE LIES haben eine feine und konsistente Sammlung von Melodien zusammengestellt, die sich in einigen Songs zu einer funkelnden Mischung aus analogen und elektronischen Beats verwandelt.
Über die zehn neuen Tracks hinweg werden wir von Harry McVeigh’s emotional aufgeladenem Gesang und einer ohnmächtigen Mischung aus Bowie-artigem Plastik-Soul und Robert Smith-inspirierter Selbstbeobachtung getragen. Die unmittelbare Eingängigkeit des eröffnenden Stücks „Am I Really Going To Die“ kombiniert melodische, aufsteigende Tonarten, einen hüpfenden Bass und den (etwas) hoffnungsvollen Refrain: „This is’t my time to die, you’re never really going to die“. Wie viele ihrer Zeitgenossen leben auch die White Lies irgendwo zwischen ewiger Düsternis und einer teutonischen Breitbild-Atmosphäre. Während sie den Wahnsinn der selbstmörderischen Besessenheit der Gesellschaft vom Materialismus betrachten, können sie uns gleichzeitig daran erinnern, dass es besser ist, die Schönheit eines Moments zu schätzen.
Album Nummer sechs scheut sich nicht davor, sich mit großen Themen zu befassen. Es wird über Existenz, Konsum, Oberflächlichkeit und die Sinnlosigkeit des Lebens nachgedacht. Dies geschieht über galoppierende Drums, in der Luft schwingender Synth-Pop-Melodien und rhythmischen Bässen, die die Toten wieder zum Tanzen bringen würden. Die White Lies werden oft in die gleiche Schublade geworfen wie ihre launischen Zeitgenossen von den Editors, Interpol und prägenden Pionieren wie Joy Division. Schaut man jedoch unter die Haube, so finden sich auf dem Album eine Reihe unterschiedlicher Einflüsse, die an Bowie’s Berliner Zeit erinnern, aber auch an die Talking Heads, Nick Cave und Franz Ferdinand (besonders die Stimme ist verblüffend ähnlich).
Ihr geräumiger Song „Blue Drift“, orientiert sich stark an den Prog-Rock-Einflüssen von Bands wie Passport. Prog Rock ist kein Genre, das einem sofort in den Sinn kommt, wenn man eine White Lies-Platte auflegt, aber es ist da. Die Band ist an einem guten Ort. Sie sind nicht darauf fixiert, ein Fließband voller Chart-Hits abzuliefern und haben zudem eine treue Anhängerschaft hinter sich, die akzeptiert hat, dass es außerhalb ihrer Wünsche liegt, den Hype der späten 00er Jahre nochmals erleben zu dürfen. Die White Lies selbst sind glücklicher denn je und pushen auf „As I Try Not to Fall Apart“ ihre kreative Kapazität mit neuen Stilen und Arrangements.