Wednesday – Rat Saw God

Indie Rock, VÖ: April 2023
RAT SAW GOD von WEDNESDAY wechselt fast ständig zwischen Extremen: leise und laut, schnell und langsam, banal und außergewöhnlich.

Die Songs der Band aus Ashville können in einem Moment sanft und melodisch und im nächsten aggressiv und sogar gewalttätig sein und durch eine vielseitige Palette von Einflüssen springen, von Grunge über Shoegaze bis hin zu Balladen im Country-Stil. Sängerin Karly Hartzman geht in ihren Texten ähnlich collageartig vor und verzichtet weitgehend auf konventionelle Erzählweise, um Erinnerungen und Bilder aus ihrer Vergangenheit zusammenzufügen: „I went to school about three days out of the week/Watered down all the liquor/And then pissed outside in the street“, gesteht sie in „Chosen to Deserve“. Man hat schon viele laute Rocksongs über Teenagerangst gehört und wahrscheinlich noch mehr schräge Melodien über das Leben auf der Straße, aber selten mischen sich die beiden so frei wie auf diesem Album.

Auch die Überschneidung von Absurdität und Erleuchtung wird von der Band gekonnt gehandhabt, am besten eingefangen vom vorletzten Track „What’s So Funny“. Es beginnt mit dem Bild von jemandem, der bekifft eine Kettensäge fallen lässt und dann warten muss, bis ihr das Benzin ausgeht. Eine alberne Situation, sicher, aber das Lied weicht schnell einer dunkleren Selbstbeobachtung, als Hartzman singt „Memory always twists the knife / Nothing will ever be so alive as the darkest time of my life“ und mit „Found out who I was and it wasn’t pretty / Suddenly it’s a tragic story / But that’s what’s so funny“ endet. Wednesday verstehen, dass das Leben das ist, was zwischen den Dingen passiert, die uns zum Lachen bringen, und den Dingen, die uns zum Weinen bringen.

Fast 20 Prozent des Albums sind den stürmischen Winden von „Bull Believer“ gewidmet, die den Tod vor die Haustür bringen – sowohl echt als auch karikaturistisch. Aber auch für klangliche Ruhe ist gesorgt, denn die Band paddelt scheinbar von „Waterloo Sunset“ von The Kinks zum wunderschönen „Quarry“ und geht davon aus, dass Terry und Julie von Ray Davies in einem Van am French Broad River lebten. Am auffälligsten in der gut gefüllten Waffenkammer von Wednesday sind jedoch die immer tagebuchartigeren lyrischen Erzählungen, die die harmlosesten Beobachtungen in die emotional aufgeladenen Kontexte drängen und umgekehrt: 

Mit Nasenbluten auf einer Couch ohnmächtig werden, während der Freund Mortal Kombat spielt; jemand, der so viel Ecstasy genommen hat, dass ihm der Magen ausgepumpt werden muss. Während einige der stilistischen Variationen hier manchmal unzusammenhängend wirken können, gibt es viel zu bieten, was auf eine aufstrebende Band hindeutet, die in der Lage ist, noch höher aufzusteigen.