Warpaint – Warpaint

Indie Rock, VÖ: Januar 2014
The Fool, so behauptet Sängerin Theresa Wayman von WARPAINT, sei „totally crammed“ mit „too much instrumentation“, „too full for my liking“ und zu „unpredictable“. Das Quartett ging – wie um die Tatsache zu unterstreichen, dass sie aus Los Angeles kommen, zu einer geodätischen Kuppel in der Wüste in der Nähe von Joshua Tree – um ihre Herangehensweise für das neue Album zu überdenken.

Auch das zweite Album von Warpaint ist alles. Es ist die Verschmelzung zwischen Realität und Phantasie. Es wäre, als würde man ein Ölgemälde mit Blut vermischen, in tiefe Gewässer eintauchen und dabei unzählige dieser subtilen Schichten durchbrechen. Es herrscht erneut diese ungeheuerlich sinnliche und kraftvolle Harmonisierung zwischen den zweigeteilten Gesängen Emily Kokal und Theresa Wayman. Sie nahmen sich was Sie am Valentinstag im Jahr 2004 brauchten und gründeten Warpaint. Sie sind während den zahlreichen Tagen bis hierhin durch viele dunkle Moll-Akkorde gewandert, haben den Himmel verdunkelt und eine fesselnde Paranoia entfacht. Warpaint sind eben so vieles – aber eines waren Sie niemals und werden es wohl auch niemals werden: ein einmaliges Gastspiel. Und deshalb benötigt auch das selbst betitelte neue Album die zentrale Aufmerksamkeit des Hörers. „I don’t like cool, I like beautiful.“ hieß einst das inoffizielle Motto auf den billig zu habenden Shirts des Quartetts und beide Eigenschaften genießen bis heute oberste Priorität.

Kein Album für Party People, Hipster, Mitläufer oder sonstiger Menschen, die gerne zu solchen Klassifizierungen anbändeln und bevorzugt andere für sich denken lassen. Die vier Mädels aus Los Angeles bleiben Ihrem Sound treu, ohne jedoch die gefürchtete Mittelspur mit einer Einheitsgeschwindigkeit zu blockieren, bastelten um den bereits ausgereiften Sound des Debüts noch mehr gewaltige Kombinationen der handgemachten Kunst und verwandeln letztlich auch ‚ Warpaint ‚ in etwas Spektakuläres. Denn schon nach dem Intro steigen wir mit dem Stück ‚ Keep It Healthy ‚ in lyrische Beschwörungen, während nebulöse Schlingpflanzen sanft den Körper einhüllen. „I was drowning“ hallt es dort im Refrain aus den tiefen des eigenen Bewusstseins und gemeinsam mit dem ersten Track ist es dann mit der Single ‚ Love Is to Die ‚ endgültig um einen geschehen. Denn diese düstere Besessenheit mit ihrer dominierenden Rhythmus-Sektion ist zugleich auch das beste Beispiel für die unaufdringlichen Veränderungen gegenüber dem Debüt.

‚ Warpaint ‚ bietet ebenfalls die hypnotisch verstrickten Gitarren, die kraftvollen Frauengesänge und die mit Leichtigkeit gespielten Gangwechsel inmitten eines Songs – doch ist die zweite Platte so viel dunkler, nachtaktiver und wenig einladender als der Vorgänger – so dass es ein bisschen Zeit kostet, die neuen Stücke in den Griff zu bekommen. Man nehme ‚ Hi ‚ mit seinen Brustbein-brechenden Basslinien, während ‚ Disco//very ‚ ein plötzliches Inferno entfacht und die Herzen von Warpaint heller als jemals zuvor brennen lässt. Die davor gehörten Gitarrenläufe von ‚ Biggy ‚ haben auf abstrakte Art und Weise starke Ähnlichkeit mit ‚ Guuurl ‚ von Lapalux. Den Vergleich sollte man sich bei Gelegenheit mal anhören. ‚ Feeling Alright ‚ erzeugt mit den ewig dumpfen Bässen eine spektakulär pulsierende Atmosphäre und ‚ Drive ‚ ist dann die emotionale Spitze auf ‚ Warpaint ‚. Ein langsam brennender Song, der im Abschluss eine herausragende Verflechtung der vier Stimmen einfädelt und einfach nur atemberaubend ist.

Fast jeder der zwölf Songs ist ein glitzerndes Juwel und trotz der umgebenden Dunkelheit voller Leben und Bewegung. Warpaint werden zweifellos in diesem Jahr das Live-Segment beherrschen.

7.6