Travis – 10 Songs

Rock, VÖ: Oktober 2020
Nach dem robusten, aber verstreuten Everything at Once aus dem Jahr 2016, sind die neuen Songs von TRAVIS eine willkommene Rückkehr zu ihrem frühen Stil.

Wie bei Coldplay und U2 sind auch Travis in der Besetzung seit ihrem Debüt 1997 konstant geblieben. Das ist ungefähr ein Vierteljahrhundert mit denselben vier Jungs, eine Seltenheit im Musikgeschäft, besonders, da sie in Amerika nie wirklich erfolgreich sein konnten. Diese Beständigkeit kann sich zwar angenehm anfühlen, aber auch dazu führen, dass sich das gesamte Spiel und der Sound zu vertraut anfühlen, zu ähnlich wie bei ihren vorherigen Arbeiten, was eben einige der früheren Alben von Travis zum Verhängnis wurde.

Der eröffnende Song „Waving at the Window“ ist eine melancholische Geschichte über einen Mann, der sich nicht von seiner Freundin trennen will. “But gimme another chance/Give it another go,” schreit der Protagonist. Healy’s Falsett erscheint mit einer Melodie auf Klavier im mittleren Tempo, die leicht mit einem Outtake eines früheren Albums verwechselt werden könnte. Zum Glück tragen Gäste wie Jason Lytle von Grandaddy und der Meister des Lap Steel, Greg Leisz, dazu bei, die Stimmung positiv zu verändern. 

Susanna Hoffs von den Bangles ist im Duett mit Healy auf dem vielleicht größten Track des Albums zu hören: das schöne und sehr romantische „The Only Thing“. Healy und Company lassen dagegen auf Tracks wie „Valentine“ und „A Ghost“ Ihre Muskeln spielen. Ersteres beginnt mit ein paar akustischen Klängen, bevor sich die Elektrizität einschaltet und ihr kantiger Rock durchscheint, während Healy singt: “If I lie here, I might die here.” Letzteres ist eine sehr temperamentvolle Nummer, die die zweite Hälfte des Albums gewinnbringend belebt.

Selbst wenn Healy auf „No Love Lost“ singt: “I woke up feeling shit this morning”, werden die Worte auf eine spärliche, aber ansprechende Klaviermelodie gesetzt, die irgendwie als Schlusspunkt des Albums fungiert. Die Gefühle und Themen haben sich im Laufe der Jahre geändert, aber Healy’s Fähigkeit, einen funktauglichen Ohrwurm herzustellen, ist nie verschwunden. Doch letztlich gibt es zu wenig, was die etablierten Grenzen der Band in neue und frische Klangbereiche verschiebt.

7.8