Mit einem Album und einer 144-seitigen Fotosammlung von Brian Karlsson sowie Texten, die von einer IBM Selectric-Schreibmaschine aus den 1970er Jahren ausdrucksstark wiedergegeben wurden, ist BOOK von THEY MIGHT BE GIANTS eine audiovisuelle Feier der anhaltenden Stärken der Band.
Schrullige, intelligente und oft humorvolle Alternative Musik von They Might Be Giants kratzt an einem Juckreiz, der behandelt werden muss. Und „Book“ ist nicht anders. Textlich aufschlussreich und ehrgeizig ist „Book“ über weite Strecken ein echtes Hörerlebnis. Doch klanglich gibt es leider nicht viel Neues auf diesem Album zu entdecken. Manchmal fühlt man sich wie in den frühen 90ern. Eine Eigenschaft, die zumindest derzeit, wieder voll im Trend legt. Sei es auf musikalischer Ebene, oder in der medialen Fernsehlandschaft. Somit muss das keine schlechte Sache sein. Das Album wird von einem 144-seitigen, vollfarbigen, in Leinen gebundenen Hardcover begleitet, das Originalarbeiten des Brooklyner Fotografen Brian Karlsson und Texte aus mehreren They Might Be Giants-Alben enthält, die als typografische Illustrationen des Grafikdesigners Paul Sahre gestaltet wurden.
Die Platte beginnt mit dem raffinierten Cartoon-Intro von „Synopsis for Latecomers“, bevor sie uns mit dem Big Star-vergleichbaren „Moonbeam Rays“ trifft, einem Pop-Juwel, das daran erinnert, dass diese Band uns jederzeit mühelos anlocken kann. Die erste Single „Super Cool“ wiederholt diesen Trick. Sie scheint sich zudem alle Mühe zu geben, nicht cool zu sein, mit quietschenden Synths zwischen den Strophen und einem absichtlich energiearmen Refrain. Linnell’s „Wait Actually Yeah No“ hat den langgezogensten Gesang von „Book“. Eine ausgefallene Schlagzeug- und Piano-Rhythmus-Struktur und gedämpfte Trompetenstiche bilden die Grundlage für einige halbfertige Gedanken, die ausnahmslos mit „Wait really yeah no“ oder „No, never mind“ enden, die außergewöhnlich langsam gesungen werden.
Die unterschwellige Melancholie in der Musik der Band fühlt sich auf „Book“ stärker an als je zuvor und sorgt für einige der herausragenden Momente des Albums. „I Can’t Remember the Dream“ ist eine weitere von Linnell’s klugen, ergreifenden Erzählungen darüber, wie unser Gehirn uns Streiche spielt, während Flansburgh’s „Darling, the Dose“ eine bittere enge Beziehung historischen Ausmaßes zum rhythmischen TV-Show-Titelsong der 70er Jahre herstellt. Zirkusbilder verstärken die tragikomischen Absurdität von „Book“, am erfolgreichsten in „Brontosaurus“, die die Sensibilität einer scheinbar undurchdringlichen Person in einer Geschichte aufdeckt, die Dumbo als depressiven Dinosaurier ähnelt.
Auf „Book“ quetschen They Might Be Giants weiterhin das aus, was sie schon immer hatten: smarte Ohrwurm-Pop-Songs, die etwas seltsam, geschmackvoll abgedroschen und sofort eingängig sind.