The View – Cheeky For A Reason

Indie Rock, VÖ: Juli 2012

Englische Musiker spielen oft mit dem Größenwahn, so auch Sänger Kyle Falconer, der über das vierte Album einfach behauptet hat, es ist wie „Fleetwood Mac’s Rumours done by the Clash“. Das ist natürlich übertrieben, doch ohne ein entsprechendes Selbstbewusstsein lebt es sich in der englischen Musikszene mehr schlecht als recht. Und eigentlich ist das bereits Anerkennung genug, dass The View überhaupt bis zu einem vierten Album gekommen sind. In dieser schnelllebigen Zeit nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. ‚ Cheeky for a Reason ‚ wurde in den Liverpool Motor Museum Studios mit Produzent Mike Crossey (Arctic Monkeys, Razorlight, Foals) aufgenommen. Darin enthalten sind übrigens auch drei Tracks mit schriftlicher Beteiligung des fünften inoffiziellen Mitglieds der Kings Of Leon.

Und die Schotten wissen auf ‚ Cheeky for a Reason ‚ noch immer wie man Herzen im Handumdrehen erobert. Es ist die Kombination aus rasselndem Gitarren-Rock und lyrischem Einfühlungsvermögen. Dazu gesellt sich eine überschwemmende Ausgelassenheit und eine glänzende Ambivalenz. Besonders im Stück ‚ Sour Little Sweetie ‚ stoßen diese Elemente mit voller Wucht auf den Hörer, dröhnende Bässe und ein super glatter Refrain, der wie ein Klebestift im Geiste verankert wurde, ist dieser Track eine absolute Augenweide – voller Vintage-Power-Pop-Harmonien und einem majestätischen Zusammenbruch, in dem die samtigen Gesänge von Kyle Falconer nie besser geklungen haben. Das Eröffnungsstück ‚ How Long ‚ ist dagegen die treibenste Nummer, während ‚ Hold On Now ‚ seinem Titel entsprechend die Geschwindigkeit begrenzt und sich stattdessen mit viel Euphorie in den Refrain stürzt.

Knackig, erhebender Gitarren-Pop auf höchstem Niveau. So lässt sich ‚ Cheeky for a Reason ‚ wohl am Besten definieren. ‚ The Clock ‚ ist ungeheuerlich luftig, voller schöner Melodien und begeistert mit seiner pulsierenden und akustischen Gitarre. In ‚ Tacky Tattoo ‚ ist ohne Zweifel der Gesang hervorragend – warm, bluesig und direkt aus dem Herzen gesungen. Ihre vierte Platte zeugt durchaus von Reife, Leidenschaft und trotz der fehlenden Highlights, präsentieren The View zwölf Songs auf hohem Niveau und wie bereits geschrieben, in diesen Zeiten ist auch dieses Merkmal nur noch selten anzutreffen. Tolle Platte, phantastischer Sound und leichte Melodien für die heißen Tage im Jahr.

8.1