The Vaccines – What Did You Expect From The Vaccines?

Indie Rock, VÖ: März 2011

The Vaccines sind eine Band, deren Einflüsse durch sämtliche Poren fließen und man dennoch deren exakte Herkunft nicht bestimmen kann. The Vaccines sind die neuen Überflieger aus London und existieren erst seit letztem Jahr. Ihr Album hört auf den Namen ‚ What Did You Expect From The Vaccines? ‚ und die erste Single ‚ Wreckin‘ Bar (Ra Ra Ra) ‚ erschien Ende November 2010. Es ist noch gar nicht so lange her, da stellte das Quarett die Single und einige Demos vor versammelten Publikum vor und was passierte: 300 Menschen wollten diesen Auftritt sehen, 200 weitere mussten aus Platzmangel abgwiesen werden. Doch waren es die nicht die vielen Menschen und auch nicht das brennende Feuer eines aufsteigenden Hypes, der den Vaccines sorgen machte, sondern etwas ganz anderes wie Sänger Justin Young erklärte: „We’ve all got a cold. Cue a predictable line about vaccines from the back“. So klingt wohl Bodenständigkeit. Den Vaccines reichte der Auftritt um berühmt zu werden.

‚ Wreckin‘ Bar (Ra Ra Ra) ‚ glänzte durch ein sauberes Auftreten, packende Gitarren, einfache Rhythmen und spuckenden Refrains, die kürzer und frecher kaum hätten sein können. 1:22 Minuten dauert das Vergnügen und es genügt, um die Massen in eine fröhliche und tanzende Horde zu verwandeln. Ich selbst kam erst mit der zweiten Single ‚ If You Wanna ‚ mit den Vaccines in Kontakt. Im Angebot hat die Band tatsächlich keine neuen Errungenschaften, aber man klebt dennoch unweigerlich an der unerklärlichen Eingängigkeit, der charmanten Attraktivität, den romantischen Ambitionen und dem altmodischen Stil fest. Es ist ein melodischer Cocktail, genährt durch ein galoppierendes Indie-Disco-Futter. Wir schweben auf einer Wolke der untrüglichen Leichtigkeit und Zuversicht, welches nur ein Debüt in unserem Inneren beschwören kann. ‚ Blow It Up ‚ ist eine wunderschöne Mischung aus gleichen Teilen von ‚ Velouria ‚ der Pixies und ‚ Should Have Known Better ‚ der Beatles.

Nach ruhigen Momenten in ‚ Wetsuit ‚ bestimmt in ‚ Norgaard ‚ der sprudelnde Ramones-typische Bubblegum-Pop das Geschehen. ‚ Post Break-Up Sex ‚ und auch ‚ A Lack Of Understanding ‚ erinnern mit Ihren zwanglosen Beziehungsgeschichten; „I’ve got too much time on my hands/ But you don’t understand“, an die Sinnlosigkeit und Young singt dabei über Sex (ähnlich wie Morrissey), als wäre es eine fremde Welt. Natürlich begnügen sich The Vaccines bei Ihrer Musik auf drei Akkorde, spielen diese konsequent runter und beinhalten dementsprechend wenig Substanz. Doch um mit dem jetzigen Punkt ein altes Punk Klischee wiederzubeleben – es sind verdammt nochmal die richtigen Akkorde! Mit ‚ All In White ‚ beginnt zudem ein phänomenaler Schlussakt über epische Chöre, emotionsgeladene Luftblasen und hektische Angriffe, die sich schlussendlich in stampfenden Rhythmen und kreischenden Gitarren zu einer farbenprächtigen Explosion am nächtlichen Himmel entladen.

Young hat definitiv ein Händchen für zusammen gewürfelte Texte, die dringlich und euphorisch zugleich klingen und es wird nicht lange dauern bis viele viele Menschen im Chorus zu ‚ Wetsuit ‚ mit schwenkenden Feuerzeugen lauthals die Zeilen, „Put a wetsuit on/ Come on, come on/ Grow your hair out long/ Do me wrong, do me wrong, do me wrong“, mitsingen werden. Ich könnte diese Platte noch zwei weitere Stunden in überschwänglichen Suberlativen bejubeln, doch man darf bei der großen Freude niemals vergessen, an sich zu halten. Der Abnutzungsfaktor ist durch die einfachen Strukturen relativ hoch und sollte ausschließlich für die besonderen Momente genutzt werden. Nur dann wird man gemeinsam mit den Vaccines noch eine lange Zeit die ausstrahlende Freude von ‚ What Did You Expect From The Vaccines? ‚ in vollen Zügen inhalieren dürfen.

8.3