The Raveonettes – In And Out Of Control

Rock, VÖ: Oktober 2009

The Raveonettes stehen seit Ihrer Gründung im Jahr 2001 exakt für eine Sache: Kontinuität. Sie zelebrieren förmlich einen lückenlosen Zusammenhang zwischen Ihren Platten, ein Ende läuft unglaublich fließend in den nächsten Anfang und lässt die Raveonettes grenzenlos in Ihrer Traumwelt erscheinen. Einflussfaktoren bleiben konstant, die Vorhersagbarkeit wird dadurch natürlich stark erhöht, die eigene Sicherheit verfestigt sich dagegen im gegenseitigen Spiel zwischen den beiden Dänen Sune Rose Wagner und Sharin Foo. Aber ist das eine erstrebenswerte Zukunft für eine Band, deren kommenden Alben schon sechs Monate davor im Stil her keinen Platz für Überraschungen zulassen. Und gar nicht zulassen können, denn die Beständigkeit wird zum Zwangsverhalten, die Grenzen binden wie eine unsichtbare Glaskuppel die Eckpfeiler einer kleinen, aber dennoch spannenden Welt. Es wird Herbst, die Blätter werden bunt und die Antwort lautet: Ja! Natürlich macht es Sinn. Es ist keine Schande vor Veränderungen Angst zu haben, solange die eigenen Bereiche offen für neue Entdeckungen bleiben.

So gesehen ist auch das Leben der Raveonettes ein sich ständig wiederholendes Abenteuer, das mit jeder neuen Platte ein bisschen vom alten Weg abweicht und sich nie völlig an die vorangegangenen Wege orientiert. Die Veränderungen von denen wir hier sprechen, sind im Bezug auf anderer Künstler minimal und kaum auffallend. Man muss deshalb genau hinsehen, ein Gespür für die feinen Unterschiede entwickeln und sich dabei durch dicht arrangierte Songs kämpfen. Es mag anstrengend klingen, doch der Erfolg gab den Raveonettes bisher recht. „We didn’t sell millions of albums, and we didn’t become an arena-packing band. I could have

predicted that, sagte Sune Wagner vor dem Release zu ‚ In And Out Of Control ‚ und schiebt im Opener ‚ Bang! ‚ gleich nahtlos hinterher: „Bang! You’re so vicious, baby.“ So stellt sich man sich doch einen gelungenen Auftakt auf. Verzerrte Gitarren verzauberten umschmeichelnd ernste Themen wie Selbstmord, Vergewaltigungen, sadistische Mädchen, Herzschmerz und den allgemeinen Feindseligkeiten, die Fans der Raveonettes nicht mehr sonderlich beeindrucken dürften.

So sehr man auch das gute darin sehen will bleibt es dennoch schwer, sich mit diesem konstanten Stillpunkt zu begnügen. Selbstverständlich bleiben die Songwriting Fähigkeiten von Thomas Troelson, dem Produzenten, unangefochten und auch der Schritt zurück ins Studio tut dem Album merklich gut, aber am Ende zählen eben nur die Songs. Und hier ist der entscheidende Knackpunkt. Denn die Entdeckungen auf ‚ In And Out Of Control ‚ bieten wenig Abwechslung und viel Enttäuschung. Elektronische Soundmanipulationen auf ‚ Boys Who Rape (Should All Be Destroyed) ‚, ein sonniges Glockenspiel in ‚ Last Dance ‚ und ein globiges Schlagzeug bei ‚ Breaking Into Cars ‚ ziehen dabei niemand auf die Tanzflächen. Kunstvoll zeigen sich die Raveonettes dagegen in dem dramatischen Disco-Kracher ‚ D.R.U.G.S ‚, oder das aus Metaphern bestehende Stück ‚ Breaking Into Cars ‚. Vielleicht ist die Zeit ja doch gekommen, ein kleines Loch zu graben und unter der Glaskugel hindurch zu schlüpfen. Mal sehen, zu was sich die Raveonettes auf Ihrem nächsten Werk entscheiden werden.

7.6