The Rapture – In The Grace Of Your Love

Indie Rock, VÖ: September 2011

Um bei der neuen Platte ‚ In the Grace of Your Love ‚ von The Rapture ernsthafte Spuren entzückender Ausdrücke auf dem eigenen Gesicht zu erkennen, müssen leider einigen Minuten vergehen. Das „Next Big Thing“ sind The Rapture leider auch nicht mehr und mit dem Opener ‚ Sail Away ‚ macht das Trio aus New York City was? Sie stellen sich auf die sichere Seite und präsentieren uns eine Elektro-Nummer, deren Nährwert einem guten Hamburger Royal TS in nichts nachstehen muss. Es ist bewährte Kost und viele Bands deren Platten in den letzten Monaten erschienen sind, nutzten diese Formel bereits und wenn man einmal ehrlich ist, The Rapture kleben sich daran wie die späten Nachzügler der neuen Brit-Pop Welle im Jahr 2004. Da kann auch die Saxophon-Einlage am Ende des Tracks nichts mehr erfrischen. Auch ‚ Miss You ‚ stützt sich auf einfache Vocals, Handclaps und eingängige Melodien. Ja direkt euphorisch beginnen die ersten Takte zu ‚ Blue Bird ‚ und glücklicherweise lassen sich The Rapture auch hier nicht auf die eigenen Qualitäten der letzten Jahre ein.

„I’ll see you on the other side“, heißt es dort und bleibt schlussendlich der gescheiterte Versuch, aus Mott The Hoople und Shoegaze eine dröhnende Mischung zu kreieren. Erst mit ‚ Come Back To Me ‚ gelingt der Band aus New York City die blühende und kaum erhoffte Abwechslung. Zwar wechseln hier die gewohnten Instrumente nur Ihre Plätze, doch die Akkordoen-Klänge zaubern einen sonnigen Tag in den Himmel und ein großes Cocktail Glas in die Hand. Doch der Schein trügt, The Rapture brechen ab und verpassen dem Song eine dunkle Wendung. Es lauert die dicke Basslinie auf den Hörer und endlich zeigt uns das Trio, wie unberechenbar und experimentell man doch sein kann. Der gleichnamige Titeltrack bewegt sich zwischen einer verstümmelten Funk-Nummer und launischer Melancholie. Hier fühlt man sich wohl, hier will man länger verweilen. ‚ Never Die Again ‚ ist ein weiteres Beispiel für den einbringenden Groove, dem spartanischen Einsatz des Basses und der subtilen Aufteilung der Bläser-Sektion.

In ‚ Roller Coaster ‚ klingt Sänger Luke Jenner wie ein David Byrne. Doch musikalisch verflacht der Sound wieder und so blickt man hoffnungsvoll zum nächsten Stück ‚ Children ‚. Hier gibt es dann erneut geradlinigen Electro-Pop. Eigentlich kaum der Rede wert. Der Sound klingt leicht blechern, die Refrains versuchen eine erhebende Stimmung zu erzeugen, wirken dabei aber lediglich unentwickelt und verzweifelt. So bleibt am Ende nur ein Song übrig der alles darum befindliche in den Schatten stellt: ‚ How Deep Is Your Love? ‚ wurde für die Tanzflächen dieser Welt konzipiert und dieses Mal gibt es absolute Bestätigung. Besser hätte man es nicht machen können! Der Track basiert auf einfachen repetitiven Handclaps, einer Klavier-Schleife und förmlich kann man dabei zusehen, wie das Monster wächst und spätestens durch die einschneidenden Vocals „How deep is you love? und dem absoluten Höhepunkt in Form des Saxophons einen denkwürdigen Moment erreicht.

Nachdem ich den Song vor einigen Monaten hörte wusste ich, dieses Album würde anders sein. Und ‚ In The Grace of Your Love ‚ ist tatsächlich in stilistischer Sicht eine ungewöhnliche Platte geworden. Doch leider fehlen mehr dieser unverzichtbaren Highlights auf dem Werk, mehr plötzliche Wendungen, mehr Frische und natürlich mehr Mut zum Experiment. Das konnten The Rapture nicht erfüllen, dafür mangelt es nicht an positiver Abwechslung und auch Luke Jenner’s Stimme wird man erneut lieben lernen.

7.6