The Pyramids – The Pyramids

Indie Rock, VÖ: November 2007

Es musste ein abgelegene Scheune von Freunden herhalten. Nur dort konnte der stampfendste, sägendste, monotonste Garage-Rock des Jahres entstehen. Was wohl die ansässigen Kühe dazu meinten? Wahrscheinlich war schlussendlich die saure Milch Antwort genug. Marc Cleveland und Sam Windett kennen sich seit Ewigkeiten und spielen eigentlich mit Dorian Hobday in der Band Archie Bronson Outfit. Sie kommen aus Amerika? Selbstverständlich eine begründete Vermutung nach den ersten Takten zu ‚ A White Disc Of Sun ‚ und doch ist es wieder einmal die Alternative: Wiltshire, in England ist der Ausgangspunkt zweier Wahnsinniger die nebenbei so unglaublich viel Lärm fabrizieren, wie Hundert Leute zusammen es nicht schaffen würden. Nun ist das Debüt der Pyramids also in den Läden und das Duo ist bereits drei Schritte weiter: Erst wird für die kommenden Liveshows ein Mann für die Orgel gesucht, danach wird das nächste Archie Bronson Outfit Album erscheinen und um den Kreislauf abzuschließen, werden sich die Beiden schnell wieder ins Heu fallen lassen und neue Songs schreiben.

Soweit die Zukunftspläne. Die Gegenwart sieht dagegen noch ein wenig differenzierter aus und in erster Linie um einiges schlichter. Wer im Internet nach den Pyramids suchen will, sollte sich nicht wundern, vor allem auf eine gleichnamige Band aus den Sechzigern zu stoßen. 1961 hatte sich schon einmal eine Gruppe namens The Pyramids gegründet, eine US-amerikanische Surf- und Garage-Band, die live gerne die Beatles parodierten. Auch die Monks hinterließen deutliche Spuren bei den Engländern, da Sie in denkbar schlichter Manier Ihre Gitarre mal mit gerade zwei Riffs durchhämmerten, während das Schlagzeug auf jegliche Variationen verzichtete. Ganz so minimalistisch ist es aber bei den heutigen Pyramids zum Glück nicht geworden. Dennoch ist das Ganze denkbar einfach gehalten und Marc erklärte auch warum: „Je einfacher du deine Musik hälst, desto zeitloser klingt sie“. Das mag stimmen und trotzdem versüßen uns die Pyramids auf Ihren schnurgeraden Landschaften mit äußerst kunstvollen Zwischenspielen. ‚ Festoons ‚ hüpft dabei wie ein durchgedrehtes Huhn durch die Scheune und man darf davon ausgehen, das dieses Huhn Ihren Tanz am Ende nicht überlebt hat.

Es blendet die kathartische Unmittelbarkeit, die motorischen Riffs schreien in ‚ Piblokoto ‚ wüst „Everything is not OK“, während ‚ Hunch Your Body, Love Somebody ‚ die Art der psychosexuellen Volksmusik der Archie Bronson Outfits perfektioniert. ‚ The Pyramids ‚ ist eine Platte der spontanen Eingebungen. Manche dieser Stücke wurden nicht einmal fünf Minuten alt, da hatte man Sie schon im Kasten. Damit konnten die Engländer das wilde, bestialische und ungefilterte Vermögen dieser Stücke auf CD pressen, ohne auch nur den geringsten Verlust hinnehmen zu müssen. Garage-Rock in seiner reinsten Form (mit kleinen Ausfällen). Genau das bekommt der Hörer auf Ihrem Debüt geboten und nicht zuletzt durch die Hilfe des umtriebigsten Indie-Labels aller Labels, nämlich Domino Records. So gibt es am Ende nicht nur eine unglaublich intensive Lehrstunde in Sachen richtiger Musik, sondern auch für alle Vinyl-Fetischisten ein klassisches Plastikdreieck mit der nächsten Single. Danke an die Pyramids, mit denen wir unsere Liebe zur Musik neu entdecken durften.

7.9