The Living End – White Noise

Alternative RockRock, VÖ: Juli 2008

Chris Cheney, Scott Owen und Andy Strachan sind nicht mehr die Jüngsten, immerhin spielen Sie auch schon seit 1994 zusammen und werden auch weiterhin nicht so schnell ans aufhören denken. Man kann Ihnen ja viel vorwerfen, die Bindung zu Ihren Wurzeln gekappt zu haben, oder nur noch kommerzielles Zeug zu produzieren, aber eines kann man den Herren aus Melbourne, Victoria nicht absprechen: Produktivität. Die Leistungsfähigkeit im Schnitt alle zwei Jahre etwas neues zu veröffentlichen ist schon mehr als beachtlich und die Qualität musste bisher auch nicht überwiegend darunter leiden. The Living End lassen sich ein wenig mit Green Day vergleichen, der Unterschied liegt eben nur in den Umdrehungsfrequenzen, die bei den Kollegen aus Amerika dieses Jahr stark nach unten sackte.

Die Australier verstehen es schon länger wirtschaftlich tragfähigen Pop/ Punk Sound zu fabrizieren und dennoch stoßen Sie im Rest der Welt auf Gleichgültigkeit. Die Öffentlichkeit und die damit gesuchte breite Masse findet sich bisher nur im Heimatland und das konnte vor zwei Jahren auch Produzent Nick Launay, der bereits für Nick Cave, Yeah Yeah Yeahs, Arcade Fire und viele mehr tätig war, nicht ändern. Diesmal also wieder mit John Agnello und Brendan O’Brien, der die neue Platte ‚ White Noise ‚ in Los Angeles gemixt und abgemischt hat. Herausgekommen ist ein erfrischendes Album mit konsequent schweren Riffs in den Anfangsminuten. ‚ How Do We Know? ‚ hätte man auch von einem tosenden Angus Young erwarten können. Hier zeigt die gemeinsame Tour wohl die ersten kleinen Abfärbungen.

Aber das kann nur im positiven Sinne gemeint sein und mit den krachenden Drums schubsen uns The Living End sogleich in den nächsten Song ‚ Raise The Alarm ‚ hinein. Auch wenn Cheney mal gemeint hat: „…different than what we’ve done before“, stehen Stücke wie ‚ White Noise ‚ oder auch ‚ Moment In The Sun ‚ im Widerspruch mit dieser Aussage. Viel hat sich im Grunde nicht verändert, auch wurden The Living End nicht erwachsener oder gar reifer, nein die Veränderungen zeigen sich in den Details.

Gut hinein gemischte Experimente fügen sich nahtlos in die Songs und verleihen Ihnen insgesamt mehr Eigendynamik. Klar, natürlich stecken darin noch viel mehr Möglichkeiten die nicht genutzt wurden, wie auch seit Jahren das Songwriting zwischen zwei Wänden eingeklemmt vergeblich nach mehr Freiraum kämpft. Aber in erster Linie interessiert die Musik und die ist auch nach zehn Jahren spannend und abwechslungsreich geblieben. Die Band hat Ihre Begeisterung wieder gefunden und die banalen Routine-Arbeiten hinter sich gelassen. Einzig der Veröffentlichungs-Zyklus soll laut Cheney erhalten bleiben und so darf wohl 2010 bereits mit einem Nachfolger gerechnet werden.

7.0