Auf INTO THE BLUE zeigen THE JOY FORMIDABLE eine schöne Dichotomie, die in ihrer rohen Gitarre/Bass/Schlagzeug-Konzeption mit einer dynamischen Klangpalette glänzt, die bis zum Horizont reicht.
Ritzy Bryan singt im Titeltrack zur Ablumeröffnung: “I’ll be here inside, outside, grateful that we at least felt something”. Im Refrain gehen Bryan’s sanfte, arpeggierte Akkorde in lautes hymnisches Knirschen über, aber ihr sanftes Summen überschneidet den wütenden Klang ihrer Gitarre. “Don’t fear the move out of the past; let time take your hand and guide you,” singt sie hoffnungsvoll. Als The Joy Formidable ihr viertes Album „AEARTH“ veröffentlichten, klang es wie eine wiedergeborene Band. Selbstbewusst, experimentell und voller Prahlerei war es einer der unerwarteten Höhepunkte des Jahres 2018. Drei Jahre später haben wir „Into The Blue“, das die wenig beneidenswerte Aufgabe hat, dieses Erbe fortzusetzen.
Gleichzeitig scheut sich die Band aber auch hier nicht, in neue Gewässer einzutauchen. Bei „Gotta Feed My Dog“ wechselt Bryan in ihrem Gesang zu einem sanften Flüstern – ein wirkungsvoller Kontrast zu den dunklen, fast industriellen Tönen der Melodie. Die Texte sind düster, abstrakt, aber faszinierend, mit Zeilen wie “I will find you being blown like snow, ‘cos nothing settles this far away from home”. Es ist ein definitives Highlight. Der Post-Rock-lastige Auftakt von „Interval“ ist ein typisches Beispiel dafür, dass er von der engen Komplexität und dem soliden, unnachgiebigen Antrieb gesäumt ist, der die Band seit ihrer Entstehung begleitet.
„Sevier“ serviert in seinem lodernden klanglichen Chaos eine frühe, flüchtige Salve, während „Back To Nothing“ und „Bring It To The Front“ die jeweiligen Talente des Trios in unwiderstehlich komplizierte Harmonien kanalisieren. Es ist eine epische Qualität, die sich in ihren Texten widerspiegelt. Bryan und Davies tauchen mit ihrem taufrischen Gesang, der durch ihre flutenden Gitarrenriffs gekonnt abgesetzt wird, in Songs ein, die ihr Bedürfnis erforschen, kontinuierlich neue Wege zu finden und verbinden sich wieder mit der göttlichen Magie, die ursprünglich ihre kreative Leidenschaft inspirierte.
Obwohl es sich um ein gitarrengetriebenes Rockalbum handelt, geht es bei „Into the Blue“ ebenso um die Melodien und das Geschichtenerzählen wie um die schweren Momente. Es ist ein facettenreiches Album voller Kontraste. Fünfzehn Jahre nach ihrem ersten Album sind The Joy Formidable immer noch so aktuell und lebendig wie eh und je.