Viel wird von der dynamischen Paarung zwischen Jack White (The White Stripes, The Raconteurs) und Alison Mosshart (The Kills) gemacht, dem Duo an der Spitze der Rock-Supergruppe The Dead Weather, die manchmal wie verwandte Geister wirken, die bei der Geburt getrennt wurden. Es wird jedoch nicht genug darüber gesagt, wie die beiden zusammen mit dem Keyboarder Dean Fertita (Queens of the Stone Age) und dem Bassisten Jack Lawrence (The Raconteurs, The Greenhornes) den schlammigen Blues mit hart rockenden Riffs, eklektischen Rhythmen und heulendem Punk beinahe beiläufig mit elektrifizierender Energie versorgen. Verloren in all der Starpower ist auch, wie mühelos experimentell diese Musik sein kann. Mosshart’s wackelndes Jaulen – begleitet von einem zerquetschenden Riff, der bergab rumpelt, White einen langsam brennenden Rhythmus auf „Three Dollar Hat“ unterbricht – ist es nur ein kleiner Blick auf das, was hier alles passiert.
„Dodge and Burn“ heißt das erste Dead Weather-Album seit einem halben Jahrzehnt und ist so weit von einem Eitelkeitsprojekt entfernt, wie es nur geht. Hier wird sich nicht ausgeruht. Der Ansatz der Gruppe ist, alles unter einem Dach kreativer Autonomie auszuprobieren. Gefüllt mit sorgfältig zusammengebauten beweglichen Teilen, schlagen sie ausgesprochen risikoreiche Pfade ein, die geräuschvolle Kulissen ablösen und atemberaubende Alternativen aufzeigen. Passend zu der schweißtreibenden dunklen Kneipenästhetik der Band passen Tracks wie das trommelnde „Buzzkill(er)“ und die pulsierende Orgel von „Lose The Right“. „Be Still“ und „Cop and Go“ schreien dagegen nach den klassischen Dead Weather und klingen dennoch sofort relevant.
Wenn die Dinge durcheinander geraten, sind die Ergebnisse aufregender, wie es bei dem knallenden Opener „I Feel Love (Every Million Miles)“ und „Mile Markers“ zu sehen ist. Beiden wird die expansive Stimme Mosshart’s injiziert, denen ein suchendes Gefühl eines verletzlichen Liebesliedes gegenübersteht. Eine Liebesmelodie, die zufällig von absichtlich durchgebrannten Zigarettenlöchern übersät ist. Experimente wie „Rough Detective“ schleichen sich ein, die Genres werden zusammengewirbelt, während „Let Me Through“ eine neue Unterströmung besitzt, angetrieben von Jack Lawrence’s fusselndem Bass und „Three Dollar Hat“ Hip-Hop, Blues, Industrial Metal und den Gruselfaktors eines Horrorfilms miteinander verbindet.
„Open Up“ ist so bösartig in seiner Brutalität, dass man es kaum bemerkt, dass Mosshart spielerischen Unsinn brüllt, wie “Bubble gum in your hair isn’t fair/But it smells good.” Aber ist es nicht die Wahrheit? Das einzige Mal, dass dieser komödiantische Impuls ein wenig aus der Bahn gerät, ist der Abschluss-Track des Albums, eine kitschige Broadway-Ballade namens „Impossible Winner“, die selbst dann noch dumm klingen würde, wenn sie fünfmal lustiger wäre. Es ist der einzige muffige Socken-Moment in einem ansonsten lodernden Set einer Band, die eigentlich viel öfter gemeinsam aufnehmen sollte.