Tegan and Sara – If It Was You

Classic AlbumsPopRock, VÖ: August 2002
TEGAN AND SARA schnallen uns an den zuckersüßen Pop-Rock-Punch von Juliana Hatfield und fügen noch einen Hauch der rohen Sinnlichkeit von PJ Harvey hinzu. IF IT WAS YOU ist praktisch ein Quantensprung zu seinem Vorgänger und scheint der Beginn großer Dinge zu sein.

Plattenfirmen müssen immer auf Sicherheit spielen. Poker wäre demnach das Lied vom Tod. Geld regiert die Welt und Warner Music hält sich an diese Spielregeln um ein gesichertes Einkommen zu garantieren. Es freut uns ja an dieser Stelle mächtig für die Angestellten bzw. deren Vorgesetzten, aber muss damit wirklich eine Warteschleife von über fünf Jahren abgehalten werden um den geneigten Fan alles von Tegan and Sara in seiner vollkommenen Schönheit zu präsentieren? Natürlich werden jetzt die Stimmen laut, Universal war bis 2004 am Werk, doch das Label Sire hat Tegan and Sara bereits seit den späten 90er Jahren unter Vertrag. Aber freuen wir uns lieber über die positiven Dinge im Leben und dazu gehören selbstverständlich die Releases Ende März 2008 auf Warner Music. Leider fehlt der Vollständigkeit halber das erste Album „Under Feet Like Ours“ der beiden Mädels. Zwar gab es davon immer wieder einige Neuauflagen, doch die Nachfrage war groß und so gibt es die Platte in einer Neuauflage nur noch im Maple Music Store von Tegan and Sara. Mit ein bisschen Glück gelangt man an diese äußerst beliebte Scheibe auch bei den Livekonzerten.

Und somit muss nun als offizielles Debüt auch „This Business Of Art“ aus dem Jahr 2000 gezählt werden das zwar nicht allzu spektakulär ausgefallen ist, aber genügend wahrgenommen wurde, um die Aufmerksamkeit vieler neuer Hörer zu gewinnen. Oftmals stellten sich manche unter uns die Frage, warum es eigentlich Tegan and Sara heißt, schließlich wäre die umgekehrte Reihenfolge sinnvoller. Doch wie alles im Leben gab es auch hier eine relativ kurze Erklärung: Ihre Mutter entschied es durch einen Wettbewerb der verlangte, als Erstes in einen Club oder Bar zu gelangen mit dem Handicap, dass die beiden Zwillinge zu dieser Zeit erst 17 Jahre alt waren. Die Siegerin wurde schlussendlich an die erste Stelle gesetzt. Doch zurück zu „If It Was You“, Neil Young und Rufus Wainwright. Beide gaben den jungen Mädchen Hilfestellungen und verhinderten auch, dass sich diese Platte wieder anhören würde wie das eigentliche Debüt: Nämlich wie eine Hommage an DiFranco.

„If It Was You“ ist dementsprechend eine fast schon schockierende Veränderung, die jedoch einen breiten Anklang finden wird. Aufgenommen mit Co-Produzenten John Collins und Dave Carswell in den Factory Studios beginnen die beiden Zwillinge sogleich mit einem mächtigen Opener. „Time Running“ bestätigt sofort das erwähnte, bestreitet andere Wege und bringt in den zwei Minuten eindringlich die lyrischen Passagen zu Ende. „I’ve got more for the world than this/ I’ve got love that I need to give“. Danach folgen weitere zwei Minuten infektiöser Power-Pop, während das ebenso eingängige „Monday Monday Monday“ über Beziehungen erzählt, die sich wie milde Sommertage im Kreis drehen. „Your house or mine/ I don’t really care about it anymore/ I close my eyes/ I make myself unhappy so you’ll go“. „City Girl“ ist eine heitere emotionale Ballade und bleibt ein schöner Kontrast zu dem unbeschwerten ‚ „Don’t Know“ mit Anleihen zu Sheryl Crow.

Insgesamt mischen Tegan and Sara eine interessante Kombination aus Ihren Folk-Einflüssen und der neuen, etwas lauteren Richtung. „If It Was You“ versteht es einfach, Texte nicht nur zu schreiben, sondern Sie auch ernst zu meinen. Es fliegt ein unbeschwertes Gefühl durch die 13 Stücke, das man sich unbedingt bis zum Ende des letzten Songs aneignen sollte.

9.6