Still Flyin‘ – On A Bedroom Wall

Indie RockSynth Pop, VÖ: Mai 2012

Es klingt wie der Startschuss zu einer Neuauflage von Baywatch: Das Eröffnungsstück ‚ Elsie Dormer ‚ versprüht mit seinen hallenden Trommelschlägen ein ungemeines 80er Jahre Flair. Es könnte aber auch New Order sein, oder New Romantic, oder Prefab Sprout. Still Flyin‘ sind in jedem Fall mit neuem Album ‚ On A Bedroom Wall ‚ zurück und nachdem mit ‚ Elsie Dormer ‚ ein gemütlicher Einstieg stattgefunden hat, bricht die Band um Sänger Sean Rawls mit vollem Umfang in den 80er Jahre Retro-Sound. Sean Rawls Songwriting-Künste darf man dagegen, auch was seine eklektizistische Artenvielfalt angeht, irgendwo zwischen David Byrne und Stephen Malkmus einordnen. ‚ Big Trouble ‚ tingelt in beschwingter Atmosphäre durch den unbedingten Willen zur Melodieführung, während sich ‚ Spirits ‚ an einer großen Portion Optimismus bedient. ‚ Cleat Talking ‚ klingt allerdings zu stark nach Reduzierung, wenngleich es textlich meist recht locker zur Sache geht: „I ain’t no Stephen Hawking/my cleats do all the talkin.“

Das nächste Stück ‚ Surrender To Me ‚ könnte eine spirituelle Version eines Depeche Mode Klassikers sein. Die Synthies zaubern sanfte Linien in den nächtlichen Himmel, ‚ Carmouflage Detection ‚ sorgt dann endlich für ein wenig mehr Bewegung auf den Tanzflächen, auch die Dynamik erreicht hier einen angenehmen Wert, die zudem mit quietschenden Gitarren und einem krachenden Schlagzeug um sinnvolle Nuancen verstärkt werden kann. Produziert hat ‚ On A Bedroom Wall ‚ Haima Marriott von der Gruppe Architecture In Helsinki und wären da nicht immer diese gelegentlichen Auszeiten, in denen von Still Flyin relativ wenig aus dem ansonsten so charmant-kruden Mix durch die Boxen fließt, das Album würde hohe Wellen schlagen.

Ein ganz entgegengesetztes Beispiel wie es auch gehen kann, zeigt uns ‚ Candlemaker ‚ mit seinen fröhlichen Gitarren, den dumpfen Einwürfen, den rhythmischen Wechseln und der endgültigen Verwirklichung Ihres Versprechens die musikalische Landkarte in Raum und Zeit komplett zu verschieben. Es hat am Ende zwar nicht zu 100% geklappt, aber der Ausflug in die 80er Jahre war ungeheuerlich realitätsnah und einmal kurz davon abgesehen – sind es einfach nur wunderschöne und harmonische Melodien für den anstehenden Sommer.

8.4