Im Kern ist MASTER OF MY MAKE-BELIEVE von SANTIGOLD ein Produkt des Augenblicks, seine Tracks stammen aus einem Tumblr-basierten Internet-Zeitalter, in dem Musik dazu bestimmt ist, in SoundCloud-Ausschnitten gehört zu werden.
Auch wenn zwischen dem Debüt-Album und dem neuen Werk „Master of My Make-Believe“ eine Lücke von vier Jahren klafft, untätig war Santi White alias Santigold deshalb nicht. Sie arbeitete mit Devo ebenso zusammen, wie mit Christina Aguilera, unterstützte die Beastie Boys auf Ihrem Track „Don’t Play No Game That I Can’t Win“, wird zudem bei den kommenden Songs von Amadou & Mariam und Earl Sweatshirt zu hören sein und des Weiteren hat die Frau aus Philadelphia Ihr damaliges Pseudonym Santogold in Santigold unbenannt. Warum? Wegen der starken Ähnlichkeit zum Science-Fiction-Film Santo Gold Blood Circus. So war das also. Und nicht zu vergessen, dass Eröffnungsstück „Go!“ in Kollaboration mit Karen O. der Yeah Yeah Yeahs ist auch schon wieder ein ganzes Jahr alt. Und dennoch ist der Ruf zu den Waffen kein bisschen leiser geworden: „People want my power, and they want my station“. Zugleich ist es eine Erklärung an die Schnittpunkte der klanglichen Welten und Stile. An der Gitarre steht Nick Zinner, Switch, Santigold und Q-Tip übernahmen die Produktion und Karen O ist kurzzeitig in der dritten Strophe zu hören.
Es ist ein pulsierendes Lebenszeichen und auch die zweite Nummer „Disparate Youth“ ist vollgestopft mit kribbeligen Synthesizern, einer nörgelnden Bassline, ähnlich nervösen Gitarren und wunderschönen Percussion-Loops. Danach folgen mit „God From The Machine“ und „Fame“ zwei Mid-Tempo Nummern, „Freak Like Me“ könnte mit seinen staccato-Samplings leicht mit einer B-Seite von Nicki Minaj verwechselt werden und „This Isn’t Our Parade“ fehlt (wie den meistens Songs) die großen Harmonien und ansteckenden Klänge. Es plätschert so dahin – der Genießbarkeit würde eine überholende Optimierung gut tun. Da ich neutral zu Santigold stehe, hatte ich keinerlei überzogenen Erwartungen an die neue Platte, doch meine Wahrnehmung möchte mir dieses Mal keinen Streich spielen. Greg Kurstin, der Texteschreiber von The Bird and the Bee, brachte jedoch ein paar politisch aufgeladene Zeilen in „The Keepers“ und auch der bereits angesprochene Song „God From The Machine“ trägt seine unverkennbare Handschrift.
„We’re the keepers/ While we sleep in America/ Our house is burning down/ Our house is burning down” Ähnlich wie MIA. hört sich auch White mehr nach einer Produzentin an, als nach einer traditionellen Künstlerin. “Everybody always asks me what music I listen to, but sometimes I don’t listen to a lot of music, because I can’t turn off this mechanism in my head that breaks down sounds. Sometimes you’ll like get in a car, and someone will ask if you want the radio on and you’ll be like.“ Und mit „Big Mouth“ endet die neue Platte „Master of My Make-Believe“ nochmals in hitziger Atmosphäre. Das Album ist keine Enttäuschung, aber es bleibt ohne Zweifel hinter den Erwartungen zurück.