Santigold – 99 Cents

ElectronicPop, VÖ: Februar 2016
Die neuen Songs zeigen, wie SANTIGOLD durch die Kraft des Pop kulturelle Botschaften durchdringen kann, sodass es um Empowerment geht – nicht nur für sich selbst, sondern für jeden der mitsingt.

Den Markt anzuprangern und gleichzeitig mit einem kommerziellen Produkt zu hausieren, sollte ein schwieriger Balanceakt sein, aber Santigold schafft es, indem sie den Widerspruch voll und ganz akzeptiert. Das Albumcover zeigt sie eingeschweißt in Plastik, umgeben von diversen Habseligkeiten und verunziert von einem leuchtend gelben Aufkleber, der sarkastisch den Marktwert ihres Lebens und ihrer Arbeit angibt: 99 Cent. Aber obwohl Santigold eindeutig unzufrieden mit der Unterbewertung ihrer Musik ist, ist das Cover auch verspielt, voller Farbe und Stil und Elan. Santigold ist vielleicht kein bekannter Name, aber ihre Musik hat eine beträchtliche kulturelle Präsenz: Ihr sprudelnder Hooky-Pop wurde in Werbespots und im Fernsehen gezeigt, um jeder Kampagne einen coolen Touch zu verleihen. Ihr drittes Album mischt Stile auf eine Weise, die auf spannende Weise an die Küchenspülen-Bemühungen der frühen New-Wave-Ära erinnert.

Es wirkt wie eine pointierte Reaktion auf ihren eigenen Erfolg in den letzten zehn Jahren: Wenn „Master of My Make-Believe“ eine Reise in den Kaninchenbau nach Santogold war, versucht „99 Cents“, das Yin zu seinem Yang zu sein: ein hyperpositives, dennoch selbstbewusstes Happy-Pill-Mittel. Der Moment bei „99 Cents“, in dem alles zusammenkommt, ist bei „Banshee“, einem absoluten Feuersturm von einem Track, der zusammen mit Cathy Dennis geschrieben wurde. „Banshee“ ist ein sprudelnder Hexenkessel aus Händeklatschen und munteren Synthesizern und klingt wie der Soundtrack zu einer Militärinvasion durch einen Chor aus Anime-Schulmädchen. Die Freude ist so rein, dass sie einen Schatten auf die eigentliche Single „Chasing Shadows“ wirft, die von Rostam Batmanglij mitgeschrieben und produziert wurde und sich im Grunde harmlos bis zu ihrem Ende dahinschleppt.

An anderer Stelle klingt „Big Boss Big Time Business“ wie MIA, ohne Dissonanz und Geopolitik. Ein Teil des Glanzes verblasst im Laufe des Albums, wobei „Run the Races“ und „Outside the War“ besonders schwerfällig sind, aber dies ist ein weiteres trittsicheres Album, das sowohl auf den Kopf als auch auf die Hüften abzielt.

7.8