GENEVA der RUSSIAN CIRCLES ist eine Platte mit Dreck unter den Fingernägeln und entschlossener Dringlichkeit im Herzen, und wie der Ort, aus dem es stammt, ist es den Lärm wert.
Wer sind denn Russian Circles? Das werden sich nun viele gerade denken. Und tatsächlich waren die Herrschaften aus Chicago noch nie sonderlich große Namen in der Post-Rock und Post-Metal Welt. Natürlich ist es in einem Genre mit vielen Nachahmern und Bands, die scheinbar als Unantastbar gelten, schwer sich in der überfüllten Menge durchzuboxen. Mit ausgefahrenen Ellbogen alleine wird man nicht sonderlich kommen. Da gehören schon einige Faktoren mehr hinzu, wie zum Beispiel das Talent, die charakteristischen Eigenschaften und Standvermögen. All das hatten Russian Circles mit Ihrem Debüt bewiesen und schlugen hohe Wellen in der Musiklandschaft. Auf Ihrer zweiten Platte schien es so, als hätte die Band zwei Schritte zurück gemacht. Die Formalitäten wurden fallen gelassen für ein eher traditionelles Post-Rock-Konzept. Leider wurden Russian Circles damit an die Außenseiten gedrängt, wenngleich der bleibende Eindruck nicht vollkommen bei den Menschen im undurchsichtigen Gedanken Universum verschwand.
Im Nachhinein kann man es als geschickten und verdammt riskanten Schachzug ansehen. Immerhin erwartete niemand mehr Großes von dem Trio und ließ Ihnen wiederum viel Spielraum für gewagte Experimente und unberechenbare Rhythmen in ländlicher Atmosphäre. Es ist genau die Art von Werk entstanden, die Post-Apokalyptischen und instrumentale Pseudoklasse des Metals am Besten beschreiben kann. Die Songs auf „Geneva“ wurden gegenüber den letzten Veröffentlichungen ein bisschen gekürzt und dennoch fällt es während dem aktiven Hörvorgang nur gering auf. Die Spuren führen dazu über Melodien, die sich nicht sofort als solche zu erkennen geben und erst langsam in einem geschlagenen Kakophonien-Lärm zum Austritt gelangen. Der Titeltrack ist dagegen noch direkter, getrieben von heran fliegenden Riffs der beiden Gitarristen und gehen über in düstere und langsam vom Donner geprägte Zerstörungen, Wiederaufbau und Zerstörungen.
Ein Spiel das nie dem vorangegangen ähnelt. Doch gehört das zu jenen Dingen, die schon seit Beginn Ihrer Karriere das bestimmte Merkmal darstellen. Ebenso die stets liebevoll gearbeiteten Alben und damit sind nicht die oberflächlichen Dreckspritzer gemeint, sondern die Eingeweide tief darunter. Es lassen sich einige interessante Wachstumsperioden feststellen, dazu einige Neuerungen mit Allison Chesley als Cellistin und Susan Voelz als Violinisten mit dem abschließendem Endergebnis einer erfrischenden Abweichung zu den vergleichbaren Künstlern Ihres Genres.