Wer darauf gewartet hat, dass RUSSIAN CIRCLES etwas Neues ausprobieren, wird wieder bitter enttäuscht sein.
In der bildenden Kunst heißt es, dass die Komposition drei Schwerpunkte haben sollte, damit sich die Augen in einer Schleife bewegen können. Im Marketing heißt es, dass der Kunde drei Optionen haben sollte, damit man etwas zur Auswahl hat und nicht überfordert wird. Bei der Albumsequenzierung heißt es, dass auf zwei ähnliche Tracks ein anderer folgen sollte, damit man die Progression sowohl festlegen als auch brechen kann. Genau wie bei Tracks gilt die Dreierregel auch für Albumveröffentlichungen selbst. Zwei ähnliche Alben hintereinander sind in Ordnung, da man so kleine Unterschiede vergleichen kann, aber ein drittes wird überflüssig. Russian Circles haben ihren Post-Metal-Sound mit „Empros“ gemastert, das vor 8 Jahren herauskam. Die Tracks waren endlich hart genug, um sich von Zwischenspielen abzuheben, die Höhepunkte waren die Crescendos wert und die Produktion war nicht mehr blechern. „Memorial“ war sogar noch etwas besser, da es den kompositorischen Kontrast verstärkte und einen ordentlichen Gesangstrack hatte. Aber dann setzte die Stagnation ein.
Nach der ätherischen Ruhe von „Hunter Moon“ eröffnet Dave Turncrantz’ Schlagzeug-Intro den ersten eigentlichen Track „Arluck“. Dies ist auch der erste Punkt, an dem das Album ein wenig aus dem Lot fällt, da es keinen Fluss von „Hunter Moon“ zu „Arluck“ gibt. Trotzdem ist es ein guter Track, da zuerst der Bass von Brian Cook und dann die sich wiederholende Melodie der Gitarren in den Mix einfließen. Die Schichten bauen sich auf, bevor die Rhythmussektion vollständig wegfällt und Mike Sullivan’s fast disharmonische Gitarren kurz allein und im Mittelpunkt stehen lässt. Von dort blicken die Russian Circles nicht zurück und bewegen sich in die klaustrophobische, schlammige Schwere von „Milano“ und dann in die unheimlichen, verschwommenen Riffs von „Khokia“. Nach dem zurückhaltenden Zwischenspiel wird „Sinaia“ eingeblendet, das sich mit einem gestaffelten Backbeat an die Post-Rock-Tradition anlehnt und die Klanglandschaft zu einem vorhersehbaren, aber befriedigenden Höhepunkt führt.
Letztendlich macht es aber nicht viel Sinn, mehr über „Blood Year“ selbst zu schreiben. Das Album ist nicht besser oder schlechter als eines der letzten drei. Wer Post Metal mag und noch nie Russian Circles gehört hat, wird sich freuen. Aber Alben gewinnen Punkte, wenn die Künstler zumindest neue Dinge ausprobieren, und sie verlieren Punkte, wenn sie immer wieder dasselbe veröffentlichen.