NEW YORK, RIO, ROSENHEIM der SPORTFREUNDE STILLER eignet sich für das stille zuhören ebenso, wie zum lauten mitsingen.
Meine damalige Arbeitskollegin war ein großer Anhänger der Sportfreunde Stiller und bekam zum Ende Ihrer Ausbildung und nach dem Bestehen Ihrer Abschlussprüfung von uns zwei Karten für das Konzert in München überreicht. Es muss auch schon wieder knappe zehn Jahre her sein. Damals zählte ich mich nicht zu den Anhängern von Peter Brugger, Florian Weber und Rüdiger Linhof, den sowieso nur alle „Rüde“ nennen. Meine Begeisterung zu den Sportfreunden entdeckte ich erst im Jahr 2007 zur Veröffentlichung Ihres vierten Albums „La Bum“. Es lag aber nicht an den Songs auf der Platte, sondern vielmehr an der sympathischen Art und Weise der Münchner, sich einfach irgendwo in der Stadt aufzustellen und zu spielen. Jeden Tag woanders und jeden Tag steigerte es meine Zuneigung. Das alles passierte im Vorfeld des Releases und man musste sich entscheiden: für Oktoberfest und Spaßvergnügen, das Schunkeln mit den Massen, oder für die Gegenseite, dort wo sich Spielverderber und humorlose Besserwisser in der Langeweile übertrumpften.
Letztlich war es auch irgendwie die falsche Zeit und überhaupt hätte man mit dem Fan-sein schon viel früher anfangen müssen. Nach „La Bum“ war Pause und so blickte ich zurück auf „Die gute Seite“ und „Burli“. Sechs Jahre sind verstrichen, nun melden sich die Sportfreunde Stiller mit neuem Album „New York, Rio, Rosenheim“ zurück. Ein aufregender Moment für die Band und Ihre Anhänger. Mit dem eröffnenden Stück und Single „Hymne auf Dich“ dürfte allerorts heimelige Wärme aufsteigen. Die gelegentliche Hymne an uns ist musikalisch exakt das, was man von den Sportfreunden kennt. Toller und zielstrebiger Song mit einem einprägsamen Refrain. Sicherlich ein echter Ankommer auf den diesjährigen Festivals. Das dritte Stück „Applaus, Applaus“ ist die große Hymne mit dem Verzicht auf Kitsch. Gelungene Melodien im gepflegten Obermaß. Gesanglich gibt es zu jeder Veröffentlichung Kritik von so manchen Leuten unter uns. Who cares? Solche Menschen benutzen Ihre Stimme selbst nur während der geschäftlichen Tätigkeit auf dem Töpfchen.
Den eigenen Darm mit gesanglicher Verstümmelung prakisch zur Beeilung nötigen. Aber ich stehe auch weiterhin neutral zu den Sportfreunden und finde deshalb das gleichnamige Titelstück zu simpel gestrickt und erreicht lediglich den Status einer Halb-Hymne. „Unter unten“ versucht dann mit verzerrten „do-do-do“ und „zicke-zacke-hoi-hoi“ für Stimmung zu sorgen. Auf dem Album gelingt es nur bedingt, auf den Konzerten ein ungezähmter Mitgröler. Und plötzlich ist alles anders: die Stimme von Peter so fremd? Es ist der Flo! Er singt im überzeichnet-sarkastischen Song „Es muss was Wunderbares sein (von mir geliebt zu werden)“ ein bisschen wie Rammstein. Aber nur ein kleines bisschen. Für mich der heimliche Höhepunkt des Albums. „Festungen & Burgen“ thematisiert mit einfachen, dafür umso ergreifenderen Versen, die Sprachlosigkeit und Unfähigkeit von Menschen, im Leid Gefühle zu teilen. Produziert wurde das Album übrigens mit zwei alten Freunden der Band: Oli Zülch und Dave Anderson, der nicht nur bereits für „Unplugged In New York“ verantwortlich zeichnete, sondern zuletzt auch fester Tastenspieler in der Live-Band der Sportfreunde war.
Mit herrlicher Selbstironie benannte das Trio einen Ihrer Songs „Wieder kein Hit“ und es bietet sich natürlich bestens an, diesem Titel uneingeschränkt Recht zu geben. Den Witz haben sich die Müncher auch im Jahr 2013 beibehalten, „Ich schenke dir ich schenke dir/ schenk dir mein ganzes Leben/ meine Lederjacke kriegst du nicht“, heißt es dort so tiefsinnig und auch wenn „New York, Rio, Rosenheim“ im zweiten Teil die musikalische Ideenlosigkeit verbreitet, so begeistern die Sportfreunde Stiller zuvor mit euphorischen Hymnen und wunderbar runden Arrangements. „Mit Spaß und Herz haben wir ein neues Album erschaffen. Ich freu mich sehr!“ So die abschließenden Worte von Flo Weber und alle anderen dürfen sich auf die zahlreichen Konzerte in Deutschland freuen. Die Sportfreunde sind zurück und mit Ihnen auch das Zuhause und die liebgewonnene Heimat.
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