Auf dem erhabenen GHOSTEEN – dem ersten Album, das NICK CAVE seit dem Tod seines Sohnes Arthur im Jahr 2015 vollständig geschrieben und aufgenommen hat – sortiert er seine Trauer und alle damit verbundenen Phasen – beinahe in Echtzeit.
Das 17. Studioalbum von Nick Cave und seinen Bad Seeds verarbeitet den Tod seines 15jährigen Sohnes, der 2015 verstarb. Zugleich ist es der abschließende Teil der Trilogie inklusive der beiden vorausgegangen Alben „Push The Sky Away“ von 2013 und „Skeleton Tree“ aus dem Jahr 2016. In den letzten Jahren hat sich Nick Cave direkter und offener als je zuvor mit den Anhängern seiner Musik auseinandergesetzt. „Du kannst mich alles fragen“, lautete die einfache und direkte Nachricht. In den letzten 12 Monaten beantwortete Cave Fragen von Fans zu allem, vom Banalen bis zum Grandiosen. Diese neue offene und kollektive Herangehensweise an die Kommunikation beherrschte auch die Shows von Cave im letzten Jahr. Teils konzertant, teils kathartisch konfessionell, sahen wir, wie Cave ungeklärte Fragen stellte und mit oft sengender Ehrlichkeit antwortete – weit entfernt von der Vergangenheit, als der typisch rätselhafte Star als Befragter wenig preisgab.
Es scheint, dass diese Änderung der Herangehensweise auf die tragischen Umstände zurückzuführen ist, die man sich vorstellen kann: den plötzlichen Tod seines 15-jährigen Sohnes Arthur. Cave sagte, die Tragödie habe ihn als Individuum verwandelt und ihn dazu gebracht, die Menschheit neu zu sehen. Musikalisch wird der klanglich schwerelose, treibende Stil seiner beiden letzten Werke fortgesetzt und erweitert. Es ist nicht ganz klar, wie der Schlagzeuger von Bad Seeds, Thomas Wydler, seine Zeit im Studio verbracht hat, da diesmal praktisch keine Rhythmen zu hören sind. In der Tat fühlt sich „Ghosteen“ gelegentlich wie eine unendlich wärmere und süßere Ausgabe von „Skeleton Tree“ an. Ausgedehnte Passagen von Synthesizern und einem eindrucksvollen Klavier erhalten durch Cave’s lyrische und stimmliche Präzision eine enorme Tiefe.
Zudem ist er unübertroffen in seiner Beherrschung von Phrasierung und Metrik. Jede einzelne Silbe ist fachmännisch platziert und wird dazu gebracht, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Der zwölfminütige Titeltrack ist hier das perfekte Beispiel, ein nicht ganz so kleiner Mikrokosmos der gesamten Platte. Neben dem Tod seines Sohnes finden sich thematisch eine ganze Reihe der mächtigsten Liebeslieder, die Cave je für seine Frau Susie geschrieben hat: „Waiting for You“, „Night Raid“, „Leviathan“ und „Galleon Ship“. Zu wissen, was Cave und Susie in den letzten Jahren durchgemacht haben, verleiht diesen Songs eine heftige, lodernde Intensität. „Ghosteen“ ist einer der detailliertesten Berichte über Trauer, die wir jemals gehört haben. Aber es ist erstaunlicherweise auch einer der beruhigendsten.
Cave ermutigt uns offen über Trauer zu sprechen, nur dann können wir, wie er betont, eine Art „Seelenfrieden“ finden. Wie auch immer die Trauer aussehen mag, Cave ermutigt uns, Schönheit in Schmerz zu finden, auch wenn es schwierig sein mag, dies zu tun.
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