Wie sich die Zeiten ändern. Es gibt keine bittersüße Schönheit in der politischen Ideologie von Morrissey, der das Abzeichen der rechtsextremen politischen Partei für Großbritannien trug. Es ist die letzte bedauerliche Tat in der reizlosen Offensive, die er seit 2017 anstrebt, risikoreiche Politiker anzufeuern, seine eigene entzündliche Rhetorik auslotet und abweichende Stimmen als Produkt der kurzsichtigen politischen Korrektheit zurückweist. Zu diesem Zeitpunkt ist es also schwierig, einem Album zu vertrauen, das so unschuldig sein soll, wie es uns der Titel „California Son“ glauben lassen möchte. Die Prämisse ist reiner Fan-Service: Morrissey und einige (kaum hörbare) hochkarätige Gäste überarbeiten 12 seiner Lieblingslieder der 60er und 70er Jahre von nordamerikanischen Künstlern, von denen einige mit Ideen sozialer Gerechtigkeit flirten.
Die Aufnahme dieser Songs fühlt sich spitz an. Vielleicht sind sie ein Beweis dafür, dass er immer noch auf der Seite der Außenseiter steht, oder ein listiger Hinweis darauf, dass sich echte progressive Politik so anhört. Vielleicht gibt es, wie sein Manager sagte, keine Agenda und es soll nur Spaß machen. Aber egal. Musikalisch gesehen hat Morrissey 12 Geschichten über Ungerechtigkeiten und unerwiderte Liebe von einigen seiner Lieblingskünstler ausgewählt und sie für seine Stimme neu orchestriert, einige verbessert und andere im Äther versenkt. Die besten hier sind diejenigen mit abenteuerlichen Arrangements.
„Some Say I Got Devil“ war ursprünglich eine unheimliche, selbstreflektierende Folk-Nummer von Melanie, aber der Produzent Joe Chiccarelli hat Morrissey dabei geholfen, daraus einen dramatischen, fast von Ennio Morricone geprägten Ausdruck existenziellen Schmerzes zu kreieren. Während Melanie ängstlich und enttäuscht klang, klingt Morrissey selbstbewusst resigniert in einem Leben aus Enttäuschungen (keine Überraschung). „Suffer the Little Children“, eine zitternde, stotternde Folk Ballade von Buffy Sainte-Marie, klingt hier wie eine große Broadway-Nummer mit Handklatschen und prahlerischen Blechbläsern.
Dafür ist seine Neuauflage von Roy Orbison’s herausforderndem „It’s Over “meisterhaft gelungen, da er ein seltener Rocksänger seines Alters ist, der eine solche Bandbreite bieten kann und zudem acht Jahre älter als Orbison zum Zeitpunkt seines Todes ist. Auch ohne dass Morrissey seine Beweggründe erklärt, ist das Album immer noch ein Blick in seine Psyche. Die Tracklist deutet darauf hin, dass er immer noch denkt, die Welt sei auf dem Weg zum Ende, dass er immer noch weiß, dass er nicht liebenswürdig ist und dass er sich nach Aufregung sehnt.
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