Jack White hat augenscheinlich den Verstand verloren. Auf seinem dritten Soloalbum hat er die Blues-Fesseln der White Stripes abgeschüttelt und etwas Wildes, Geheimnisvolles und Unnatürliches geschaffen. Bravo, Jack. „Boarding House Reach“ ist ein absichtlich seltsamer Flickenteppich aus New Orleans Jazz, mitreißendem Gospel, quietschendem Chip-Tune-Funk, Gameshow-Jingles, frühem Bronx-Hip-Hop und dem gelegentlichen Klang einer fehlgeleiteten Mikrowelle. In wahrer Jack White-Manier wurde das Album unter isolierten Bedingungen geschrieben, wobei White sich von der Welt verabschiedete und nur einen 4-Spur-Recorder und einen zwielichtigen alten Mixer zur Gesellschaft hatte. Dass er so ein volles, üppig klingendes Ding voller Persönlichkeit und Leben produziert hat, ist beeindruckend – aber nicht überraschend.
„Hypermisophoniac“ – was extremen Klanghass bedeutet – ist eine unangenehme, kunstvoll chaotische Ansammlung von Geräuschen, die von White’s gelegentlichem beharrlichen Aufruf, „robbing a bank“, zusammengehalten werden. In der Mitte seines dritten Solo-Studioalbums erinnert uns Jack White an das Prinzip des Vorbehalts. “I’m never gonna go where you want me to go,” singt er. “Listen up if you want to hear, and if you can’t stand it then…” – für eine Sekunde wird seine Stimme durch einen weiblichen Schrei ersetzt – „…right here“. Es wird darauf hingewiesen, dass „Boarding House Reach“ ein Album ist, das weit über dem liegt, was man von einem Künstler erwarten kann, der in den letzten 20 Jahren Variationen eines Blues-beeinflussten Rock-Kostüms mit schwankender Fremdheit und Komplexität untersucht hat. Ein starres, selbst auferlegtes Regelwerk, von der Art und Weise, wie die Musik aufgenommen wurde, bis zu der Farbe der Kleidung, die während der Aufführung getragen werden sollte.
Einst ein strenger und anspruchsvoller Perfektionist der Songkonstruktion, scheint White die Struktur jetzt mit absoluter Verachtung zu betrachten. Es gibt mehrere Songs auf „Boarding House Reach“, in denen er hysterische, unsinnige Predigten mit gesprochenem Wort hält. Es gibt einen Song, in dem er etwas macht, das dem Rappen gefährlich nahe kommt. Hoffentlich hören wir das nie wieder von ihm. White ist jetzt seit einigen Jahren von seiner Blütezeit entfernt und er hat viel Musik gemacht. Er darf etwas Müll produzieren. Und genau das ist leider auch „Boarding House Reach“ über weite Strecken. Selbst unter Berücksichtigung all seiner verschiedenen Bands und Nebenprojekte ist dies das schlechteste Album, das jemals den Namen des Mannes getragen hat. Hoffentlich wird es immer sein schlechtestes Album bleiben.
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