Die amerikanischen Medien und insbesondere das amerikanische Fernsehen hatten bekanntlich schon immer eine etwas andere Einstellung zur Musik und ließen gerne mal etwas als Mainstream durchgehen, was sich bei uns im allerhöchsten Fall zum etablierten Independent-Segment zählen durfte. So auch bei Animal Collective und der vierköpfigen Band Grizzly Bear aus Brooklyn, New York um Singer.-Songwriter Daniel Rossen. Mit Ihrem aufsehenerregenden Auftritt in der Late Night Show des David Letterman letzten Jahres, gab das Ihrer seitdem steil laufende Karriere einen zusätzlichen Erfolgsschub. Die zahlreichen Shows im eigenen Land sind bis Ende Juni größtenteils ausverkauft und versprechen allemal diese herrlich aufwendigen Instrumentierungen und die schwerelose melancholische Stimmung wie auf Platte zu präsentieren. Denn was sich auf der Platte im komprimierten Zustand nur bedingt zu voller Größe entfalten kann, geschieht auf der Bühne wie von selbst. Hier steigen bereits nach den ersten Takten zu ‚ Southern Point ‚ die wunderschön warmen Klänge in die Lüfte, malen süchtig machende Mischungen aus Folk, Indie-Rock und Chamber Pop auf unsere Gesichter und versprühen zerbrechliche Melodien in alle Himmelsrichtungen.
Im zweiten Song ‚ Two Weeks ‚ darf man sich auch die ebenso geschätzten Walkmen ins Gedächtnis rufen, denn hier rumpelt das Schlagzeug seines Weges, das blechernde Klavier erzeugt dezent harmonierende Kompositionen und die Romantik fehlt natürlich auch zu keiner Zeit. In einem experimentell verschwommenen Ambiente bewegt sich ‚ All We Ask ‚ durch verhangene Streichinstrumente hindurch, bevor die undurchsichtige Dunkelheit wieder Besitz-ergreifend das schwarze Tuch über die Minuten legt. „I can’t get out/ Of what I’m into with you“ singt Rossen über murmelnde Melodien, die gegen Ende langsam in einer spürbaren Verzweiflung zu verblasen beginnen. Doch die Band lässt selbst in dieser auswegslosen Lage stets die Hoffnungsschimmer zwischen den Zeilen hindurch scheinen und sorgt so für ein permanentes Gefühl der Freiheit und Grenzenlosigkeit. ‚ Fine For Now ‚ bringt dagegen erstaunlich gut ausgeführte Melodien an den Tag, bevor auch diese mit einem verzerrten Solo und schreienden Crash Cymbals über den Haufen gestoßen werden.
Man könnte endlos weiter über jede einzelne Geschichte der Stücke erzählen, denn selten fand man in den letzten Jahre ein derart qualitativ hochwertiges Songwriting wie auf dem dritten Album von Grizzly Bear. Natürlich wird es mit ‚ Veckatimest ‚ auch Menschen geben die Ihre älteren Sachen besser finden, aber das ist an dieser Stelle nunmal nicht zu vermeiden. Die New Yorker definieren das Genre neu, erhöhen die Messlatte in der Welt der Musik und haben mit ‚ Veckatimest ‚ schon jetzt einen Anwärter auf das Album des Jahres abgeliefert – den es in dieser Form schwer zu überbieten gilt.
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