Ein wenig das Flair aus den 90er Jahren, kurz der Anschnitt zu den Smashing Pumpkins, den Pixies, Mudhoney, bis schließlich ein euphorischer Refrain aus der kochenden Luft in höhere Sphären entschwebt, sich senkrecht bis zum höchsten sichtbaren Punkt schraubt und anschließend in der Atmosphäre als heller Stern am dunklen Nachthimmel verglüht. Zurück bleiben kreischende Gitarren, sie waren der Antrieb zu diesem Stück und fallen nun unkontrolliert von dort oben in unendliche Tiefen bis zum bitteren Aufprall und der damit eintretenden Explosion in bombastischem Ausmaße. ‚ Aberdeen ‚ ist stilistisch gesehen nicht ausergewöhnlich, doch das mitschwingende Charisma strömt aus sämtlichen Poren und lässt sich auch im weiteren Verlauf der Platte nur schwer ausblenden. Dabei hat alles so harmlos begonnen: der Opener ‚ Always Something ‚ klingt leicht verschroben, umständlich und marschiert gemächlich durch seine Strophen. Die aus Kentucky stammende Band berauscht sich hier das erste Mal an der Dunkelheit und steigt im dritten Song ‚ Indy Kidz ‚ mit voller Wucht hinab und folgt damit den Gitarren aus ‚ Aberdeen ‚. Die kurze Zeit hat allerdings ausgereicht um das Erscheinungsbild in ein entsetzliches Szenario zu verwandeln.
Die Euphorie ist einer schleichenden Bedrohung gewichen. Begleiterscheinungen für die folgenden Hörer: unsichtbare Gefahren in sämtlichen Ecken und Nischen. Die Dunkelheit ist nicht unser Freund, Cage The Elephant tauchen darin unter und berauben uns aus dem Hinterhalt der kostbaren positiven Enerige. Eine langsame Depression breitet sich aus, „Even on a cloudy day, I’ll keep my eyes fixed on the sun“, ertönt es in ‚ Shake Me Down ‚ aus allen Richtungen, während es mächtig poltert und zugleich ein süßer Zucker von der Decke tropft. Es fällt schwer den Überblick zu behalten, die Intensität raubt einem nicht selten die Luft zum Atmen. Da erscheint der simpel gestrickte Song ‚ 2024 ‚ eigentlich genau zur rechten Zeit. Der 50er Jahre Surfer Rock räumt auf und transportiert uns zurück an die wärmende Oberfläche. ‚ Self Yourself ‚ scheint dagegen recht orientierungslos und springt übertrieben durch unübersichtliche Rhythmen – um die es in einem zweiten Durchlauf einen Bogen zu machen gilt. Generell verliert ‚ Thank You, Happy Birthday ‚ in der Mitte an Schwung und mir fällt während ‚ Rubber Ball ‚ der Satz von Sänger Matt Schultz ein: „Wir haben uns ganz von dem angstbasierten Schreiben abgewandt und wollten einfach Musik machen, die wir lieben“.
Das hat er hier deutlich in Gebrauch genommen. Mit ‚ Rights Before My Eyes ‚ folgt eine nette Pop-Rock-Nummer, doch sollte bereits jetzt die aufgestaute Energie von Cage The Elephant entladen sein? ‚ Around My Head ‚ erwidert diese Frage mit einer ansteigenden laut-leise Dynamik und bringt damit auch das Kribbeln zurück in die Beine. Mit dem nächsten Stück ‚ Sabertooth Tiger ‚ hätte die Vorarbeit schlussendlich auch kaum besser aussehen können. Hier hetzt einem die im Nacken sitzende Angst erneut durch enge und übelriechende Tunnel, kurzzeitig wird es still, es verstummt, wir blicken uns um, sind irritiert, stolpern und stürzen auf den Boden. Der Moment ist gekommen und in dem Hauch einer Sekunde fällt diese Bestie wahrlich ungehemmt über unseren Körper. Die Partie ist zu Ende, viele hatten Ihren Spaß und ein paar Wenige mussten daran glauben. Cage The Elephant überzeugen auf Ihrer zweiten Platte ‚ Thank You, Happy Birthday ‚ mit muskulösen Riffs, klassischen Stilen und dem richtigen Einsatz der Gitarren. So muss sich Musik anfühlen. Am Ende ist nicht alles ist perfekt, dafür aber vieles brillant.
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