Robyn – Honey

Synth Pop, VÖ: Oktober 2018
Ob das Album Einfluss auf die Top 40 ausübt, den ROBYN’s frühere Veröffentlichungen hatten, scheint fraglich – es fühlt sich fast zu undurchsichtig und nach innen gerichtet an, um Massenanklang zu finden. Als Beweis für eine einzigartige Künstlerin, die in einer Welt voller Alltäglichkeiten eine persönliche Vision verfolgt, ist HONEY jedoch perfekt.

Das Herzstück von „Honey“ ist „Because It’s in the Music“, ein Track, der sich wie das umgekehrte Bild von „Dancing on My Own“ anfühlt, in dem Musik kein Gefühl der Flucht oder Befreiung bietet: “I’m right back in that moment and it makes me want to cry,” singt sie. Die Melodie hat das Potenzial, sich hymnisch anzufühlen, tut es aber nicht, weil der Sound seltsam gebrochen ist. Die Zeichen der Euphorie – Disco-Streicher, prickelndes elektronisches Schimmern, ein liebliches Synthesizer-Motiv, das keine Million Kilometer von Ryuichi Sakamoto’s „Forbidden Colors“ entfernt ist – verbinden sich nie ganz miteinander: Sie sind über den gesamten Track verstreut und fühlen sich seltsam einsam an. Es gibt den Ton für ein Album an, das nie mit Melodien geizt, auf dem aber die Themen Herzschmerz und Niedergeschlagenheit in das Klanggewebe der Songs eingesickert zu sein scheinen. 

„There’s no resolution“, singt Robyn auf „Human Being“, und sie könnte die Musik um sie herum beschreiben. Ihre Gesänge werden inmitten von verstimmten Drohnen abgelenkt; ein Beat, der aus einem alten 80er-Freestyle-Track stammen könnte, versagt und verstummt immer wieder, und lässt einen seltsamen, einsamen Sound irgendwo zwischen dem Schnarren einer E-Gitarre und einem industriellen Klirren entstehen. Auf „Baby Forgive Me“ wird ihre Stimme von einem finsteren, schiefen elektronischen Schatten heimgesucht. Irgendwo in der Ferne jubelt das Publikum gedämpft: Es ist, als hätte man es ausgeschlossen. Der Gesang fleht weiter auf dem folgenden Track „Send to Robyn Immediately“, auf dem sich der Hintergrund brillant in das unverwechselbare Riff von Lil Louis’ House-Hit „French Kiss“ aus den späten 80ern verwandelt, dessen schwer atmende Erotik durch gequältes Flehen ersetzt wird.

Es gibt eine subtilere Art des Songwritings – der hochwirksame Glanz der „Body Talk“-Ära ist verschwunden – das den Songs eine neue Weichheit verleiht, die sich organisch anfühlt. Folglich ist „Honey“ nicht das den Mainstream erobernde Comeback, auf das viele Fans gehofft haben. Es ist jedoch der logische nächste Schritt für eine Künstlerin, die die kreative Erfüllung immer vor externen Erwartungen priorisierte und damit ein faszinierendes Statement über emotionale Authentizität aufstellt.

9.5