„Life’s too short to be sittin‘ around miserable.“ singt RIHANNA. „People are gonna talk whether you’re doin‘ bad or good.“ Die Zeilen fassen die allgemeine Stimmung von LOUD gut zusammen. Hier gibt es keine große Aussage, keine Boulevardgeschichten.
Obwohl Rihanna die meisten Songs auf „Loud“ geschrieben hat, wird ihr nicht zugeschrieben, dass sie hier etwas geschrieben hat. Aber sie ist erfahrener, und im Gegensatz zu einigen ihrer frühen Veröffentlichungen hat man das Gefühl, dass sie sich mit diesen Melodien auf mehr als nur einer rein melodischen Ebene verbindet. Manchmal hat man ebenso das Gefühl, dass Rihanna wie ein Roboter klingt, der darauf programmiert ist, Alanis Morissette zu verkörpern. Und die akustischen Schläge und der mittelschnelle Schlagzeugbeat sind besonders Alanis-artig. Aber jetzt ist Rihanna in der Lage, manch wackeligem Track ihren eigenen westindischen Tonfall und Charisma hinzuzufügen.
Nach der Veröffentlichung von fünf Alben in ebenso vielen Jahren ist die Sängerin näher denn je daran, das komplette Pop-Paket zu werden, das Jay-Z sich vorgestellt hatte, als er sie am selben Tag unter Vertrag nahm, an dem er als Präsident zu Def Jam kam. Obwohl Rihanna mit Runway-Ready-Looks begabt ist, hat sie sich in anderen Bereichen durch ihre Beharrlichkeit verbessert. Ihre Stimme – einst zerbrechlich und schrill – ist jetzt robust genug, um Songs wie den entzückenden Eurotrasher „Only Girl (In the World)“ nicht nur auf Schallplatte, sondern auch bei hochkarätigen Preisverleihungen makellos wiederzugeben.
„Loud“ hält sicherlich (wenn auch zeitweise) das Versprechen der Sängerin. Es ist manchmal brillant frech und ausgelassen, doch enttäuschenderweise wurde auch die wissende Einzigartigkeit, die selbst die Chart-freundlichsten Momente von „Rated R“ färbte, zugunsten einer dreisten Sexualität abgeschwächt, die im Widerspruch zu dem steht, was Rihanna hier zu erreichen versucht. Seit wann ist „flirtatious“ gleichbedeutend mit „sadomasochistic“? So gewaltig groß und eingängig es auch ist, die weichen S&M Anspielungen hätte es nicht gebraucht.
Texte wie „Sticks and stones may break my bones / But chains and whips excite me“ wirken gezwungen, nicht gewagt. Ebenso kommt ihr Beharren, dass „I like it rough“ auf dem vergleichsweise zurückhaltenden „Skin“ nicht umhin, angesichts ihrer persönlichen Geschichte ein wenig unangenehm rüberzukommen. Aber der Streit darüber, ob Songs wie diese ihre Darstellerinnen unterjochen oder stärken, ist ein anderes Thema oder vielleicht überhaupt nicht wert – nicht wenn der überwiegende Teile der Songs so gut ist, die Stimme der Sängerin so kraftvoll.