HOME, BEFORE AND AFTER ist eine starke Bereicherung in der Diskographie von REGINA SPEKTOR. Es fügt ihrem Sound erfolgreich eine weitere Vertiefung hinzu, indem es schwungvolle Streicherabschnitte, majestätische Blechbläser und epische Verzierungen etabliert.
Es ist sechs Jahre her, seit Regina Spektor das letzte Album veröffentlicht hat, das düstere und ernsthafte „Remember Us To Life“, aber es gibt keinen Moment von „Home, before and after“, in dem es sich anfühlt, als hätte sie über diese 10 Songs traurig zu Hause gesessen. Es ist eine entspannte Fahrt zu ihrem bisher umfangreichsten, lustigsten und herzzerreißendsten Album. Natürlich ist ihr achtes Album mit den gespenstischen Folksongs übersät, die wir von Spektor gewohnt sind. Das Klavier-getriebene „Raindrops“ ist eine zarte Erklärung unverblümter Sehnsucht, während das apologetische „Loveology“ ein schimmernder Brocken stiller Selbstreflexion ist. Sie hat beide Songs im Laufe der Jahre unzählige Male live gespielt, aber sie haben endlich einen festen Platz auf „Home, before and after“ gefunden. Der Rest des Albums zeigt jedoch, wie sich Spektor in ein pulsierendes, bisher unerforschtes Gebiet vordrängt.
Spektor kann durchaus einen Popsong schreiben, wenn sie will – wie sie es mit dem bassblubbernden „SugarMan“ demonstriert, einem subtilen Porträt einer gepflegten Frau, die als Ohrenschmaus verkleidet ist. Es findet fast sein diametrales Gegenteil in „One Man’s Prayer“, einer verliebten Ballade, die sich allmählich als dunkle Hymne unfreiwilliger sexueller Enthaltsamkeit entpuppt und die vergiftete Logik der Frauenfeindlichkeit bloßstellt. In Spektor’s Welt gibt es viele Gegensätze, die sich in der Kinderreim-Melodie „What Might Have Been“ manifestieren, einer Parade kontrastierender Paare, darunter „Bombing and Shelters Go Together“. Geboren in Russland, aufgewachsen in Amerika, mit Großeltern in der Ukraine, hat Spektor über ihre Angst vor dem aktuellen Konflikt gesprochen, der nach der Aufnahme dieses Albums begann. Es gibt keine Kriegs- und Friedenslieder, doch überall pulsiert eine erhebende Liebe zum Leben und pure Freude am musikalischen Ausdruck angesichts von Widrigkeiten.
Das abschließende Stück „Home“ bietet ein beruhigendes Wiegenlied für unruhige Zeiten: “By tomorrow may it pass / Like a shadow or a storm / Without darkness there is there light / Without night is there a morning.” Doch einige Tracks auf „Home, before and after“ sind weniger vollständig realisiert. „Up the Mountain“ vermischt Pop und Hip-Hop der frühen 00er Jahre, während Spektor’s Gesang zwischen Reden und Rappen schwankt. Obwohl bewundernswert in seinen Versuchen, verschiedene Genres und Gesangsansätze zu mischen, fühlt sich der Track unbeholfen und beschäftigt an. Weniger zielgerichtet ist das Herzstück des Albums, „Spacetime Fairytale“, eine neunminütige Klavierballade, die weder melodisch noch strukturell voranschreitet. Unabhängig davon bleibt „Home, before and after“ immer noch eine starke Bereicherung in der Diskographie von Regina Spektor und beweist, dass sie eine Songwriterin für die Ewigkeit ist.