Die russisch-amerikanische Songwriterin REGINA SPEKTOR ist ein selbsternannter „dork“, die Erinnerungen an Tori Amos heraufbeschwört.
Die große, glänzende Produktion des neuen Albums und das Überwiegen von Drumcomputern und Keyboards bewegen Regina Spektor in Richtung eines Territoriums, das nicht gerade Mainstream ist, aber eher einem konventionelleren alternativen Singer/Songwriter-Sound für Erwachsene entspricht. Auch ihr Songwriting spiegelt dies wider: „Field Below“, bei dem sie sich nach dem Land wünscht, während sie in der Stadt lebt, hat eine sanfte, ansprechend weitläufige Atmosphäre, die aus den traditionellen Singer/Songwriter-Wurzeln von Joni und Carole erwächst; „Better“ nimmt die luftige, gebildete, hübsche Seite von Spektor’s Musik und schneidert sie in eine radiotaugliche Single. „On the Radio“ geht noch einen Schritt weiter und wird zu einer smarten, lustigen und traurigen Single mit Texten wie „We listened to it twice/Because the DJ was asleep“, unterstützt von poppigen Synths und Beats.
Aber auch wenn die ersten paar Songs von „Begin to Hope“ etwas anderes suggerieren könnten, ist Spektor ein viel zu freizügiges und schrulliges Talent, um sich für die Gesamtheit an das Gerade und Enge zu halten. Show-Melodien, klassischer Soul, die Bibel und die Rückseiten von Müslischachteln sind allesamt Inspirationen für das Album. Aber die wahren Juwelen des Albums liegen in Regina’s reduzierteren, persönlichen Songs. „Samson“ zum Beispiel ist ein echtes Kunstwerk. Zweifellos ihr schönstes Lied, das je geschaffen wurde, bietet es einige herzliche Texte, einen kreativen und hübschen Klavierpart und einige schöne aufbauende und anschwellende Streicher. Ein Song, der viele Wiederholungen verdient. Klassische Piano-beeinflusste Songs wie „Apres Mois“ und „Summer in the City“ haben ein düsteres Feeling, sind aber ohne Frage herausragende Tracks.
„Hotel Song“ ist der hellste, unwiderstehlichste Popsong, der nie in die Charts aufgenommen wurde, nicht nur wegen seiner surrealen Zeilen wie “I have dreams of orca whales and owls, but I wake up in fear”, sondern auch wegen der freudig krähenden Hook, die mit “A little bag of cocaine, a little bag of cocaine / So who’s the girl wearing my dress”, beginnt. Regina hat die unbestreitbare Fähigkeit, Stimmungen während des gesamten Albums zu ändern, ohne den allgemeinen Fluss des Ganzen zu beeinträchtigen. Die einzigartigeren, durch und durch Regina Spektor-artigen Tracks am Ende von „Begin to Hope“ zu platzieren, ist weniger ein Lockmittel, als vielmehr ein cleverer Weg, um neue Fans anzulocken und die Hemmungen zu lockern. Das Album fühlt sich an wie ein echtes Kennenlernen: zunächst höflich und ein wenig zurückhaltend, offenbart es dann endlich seine wahre Persönlichkeit mit all den charmanten Eigenheiten.